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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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gesmal aus seinem Character herausgegan¬
gen war, ein Pfand geben müssen. Philine
hatte sie mit großer Sorgfalt gesammlet, und
besonders den geistlichen Herrn mit vielen
Küssen bey der künftigen Einlösung bedroht,
ob er gleich selbst nie in Strafe genommen
ward. Melina dagegen war völlig ausge¬
plündert, Hemdenknöpfe und Schnallen, und
alles was Bewegliches an seinem Leibe war,
hatte Philine zu sich genommen. Denn er
wollte einen reisenden Engländer vorstellen,
und konnte auf keine Weise in seine Rolle
hineinkommen.

Die Zeit war indeß auf das angenehmste
vergangen, jedes hatte seine Einbildungskraft
und seinen Witz auf's möglichste angestrengt,
und jedes seine Rolle mit angenehmen und
unterhaltenden Scherzen ausstaffirt. So
kam man an dem Orte an, wo man sich den
Tag über aufhalten wollte, und Wilhelm ge¬

gesmal aus ſeinem Character herausgegan¬
gen war, ein Pfand geben müſſen. Philine
hatte ſie mit großer Sorgfalt geſammlet, und
beſonders den geiſtlichen Herrn mit vielen
Küſſen bey der künftigen Einlöſung bedroht,
ob er gleich ſelbſt nie in Strafe genommen
ward. Melina dagegen war völlig ausge¬
plündert, Hemdenknöpfe und Schnallen, und
alles was Bewegliches an ſeinem Leibe war‚
hatte Philine zu ſich genommen. Denn er
wollte einen reiſenden Engländer vorſtellen,
und konnte auf keine Weiſe in ſeine Rolle
hineinkommen.

Die Zeit war indeß auf das angenehmſte
vergangen, jedes hatte ſeine Einbildungskraft
und ſeinen Witz auf’s möglichſte angeſtrengt,
und jedes ſeine Rolle mit angenehmen und
unterhaltenden Scherzen ausſtaffirt. So
kam man an dem Orte an, wo man ſich den
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[300/0308] gesmal aus ſeinem Character herausgegan¬ gen war, ein Pfand geben müſſen. Philine hatte ſie mit großer Sorgfalt geſammlet, und beſonders den geiſtlichen Herrn mit vielen Küſſen bey der künftigen Einlöſung bedroht, ob er gleich ſelbſt nie in Strafe genommen ward. Melina dagegen war völlig ausge¬ plündert, Hemdenknöpfe und Schnallen, und alles was Bewegliches an ſeinem Leibe war‚ hatte Philine zu ſich genommen. Denn er wollte einen reiſenden Engländer vorſtellen, und konnte auf keine Weiſe in ſeine Rolle hineinkommen. Die Zeit war indeß auf das angenehmſte vergangen, jedes hatte ſeine Einbildungskraft und ſeinen Witz auf’s möglichſte angeſtrengt, und jedes ſeine Rolle mit angenehmen und unterhaltenden Scherzen ausſtaffirt. So kam man an dem Orte an, wo man ſich den Tag über aufhalten wollte, und Wilhelm ge¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/308>, abgerufen am 25.11.2024.