Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite
Sechstes Capitel.

Melina hatte sich indessen nach den Trüm¬
mern der vorigen Direction genau erkundigt.
Sowohl Dekorationen als Garderobe waren
an einige Handelsleute versetzt, und ein No¬
tarius hatte den Auftrag von der Directrice
erhalten, unter gewissen Bedingungen, wenn
sich Liebhaber fänden, in den Verkauf aus
freyer Hand zu willigen. Melina wollte die
Sachen besehen, und zog Wilhelmen mit
sich. Dieser empfand, als man ihnen die
Zimmer eröffnete, eine gewisse Neigung dazu,
die er sich jedoch selbst nicht gestand. In so
einem schlechten Zustande auch die geklecksten
Dekorationen waren, so wenig scheinbar auch
türkische und heidnische Kleider, alte Karika¬
tur-Röcke für Männer und Frauen, Kutten

Sechstes Capitel.

Melina hatte ſich indeſſen nach den Trüm¬
mern der vorigen Direction genau erkundigt.
Sowohl Dekorationen als Garderobe waren
an einige Handelsleute verſetzt, und ein No¬
tarius hatte den Auftrag von der Directrice
erhalten, unter gewiſſen Bedingungen, wenn
ſich Liebhaber fänden, in den Verkauf aus
freyer Hand zu willigen. Melina wollte die
Sachen beſehen, und zog Wilhelmen mit
ſich. Dieſer empfand, als man ihnen die
Zimmer eröffnete, eine gewiſſe Neigung dazu,
die er ſich jedoch ſelbſt nicht geſtand. In ſo
einem ſchlechten Zuſtande auch die gekleckſten
Dekorationen waren, ſo wenig ſcheinbar auch
türkiſche und heidniſche Kleider, alte Karika¬
tur–Röcke für Männer und Frauen, Kutten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0279" n="271"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#g">Sechstes Capitel.</hi><lb/>
            </head>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p><hi rendition="#in">M</hi>elina hatte &#x017F;ich inde&#x017F;&#x017F;en nach den Trüm¬<lb/>
mern der vorigen Direction genau erkundigt.<lb/>
Sowohl Dekorationen als Garderobe waren<lb/>
an einige Handelsleute ver&#x017F;etzt, und ein No¬<lb/>
tarius hatte den Auftrag von der Directrice<lb/>
erhalten, unter gewi&#x017F;&#x017F;en Bedingungen, wenn<lb/>
&#x017F;ich Liebhaber fänden, in den Verkauf aus<lb/>
freyer Hand zu willigen. Melina wollte die<lb/>
Sachen be&#x017F;ehen, und zog Wilhelmen mit<lb/>
&#x017F;ich. Die&#x017F;er empfand, als man ihnen die<lb/>
Zimmer eröffnete, eine gewi&#x017F;&#x017F;e Neigung dazu,<lb/>
die er &#x017F;ich jedoch &#x017F;elb&#x017F;t nicht ge&#x017F;tand. In &#x017F;o<lb/>
einem &#x017F;chlechten Zu&#x017F;tande auch die gekleck&#x017F;ten<lb/>
Dekorationen waren, &#x017F;o wenig &#x017F;cheinbar auch<lb/>
türki&#x017F;che und heidni&#x017F;che Kleider, alte Karika¬<lb/>
tur&#x2013;Röcke für Männer und Frauen, Kutten<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[271/0279] Sechstes Capitel. Melina hatte ſich indeſſen nach den Trüm¬ mern der vorigen Direction genau erkundigt. Sowohl Dekorationen als Garderobe waren an einige Handelsleute verſetzt, und ein No¬ tarius hatte den Auftrag von der Directrice erhalten, unter gewiſſen Bedingungen, wenn ſich Liebhaber fänden, in den Verkauf aus freyer Hand zu willigen. Melina wollte die Sachen beſehen, und zog Wilhelmen mit ſich. Dieſer empfand, als man ihnen die Zimmer eröffnete, eine gewiſſe Neigung dazu, die er ſich jedoch ſelbſt nicht geſtand. In ſo einem ſchlechten Zuſtande auch die gekleckſten Dekorationen waren, ſo wenig ſcheinbar auch türkiſche und heidniſche Kleider, alte Karika¬ tur–Röcke für Männer und Frauen, Kutten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/279
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/279>, abgerufen am 22.11.2024.