Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Das junge Paar hatte sich nach ihrer
Verbindung, zu der, wie wir wissen, Wil¬
helm behülflich gewesen, an einigen Orten
nach Engagement umgesehen, keines gefun¬
den, und war endlich in dieses Städtchen
gewiesen worden, wo einige Personen, die
ihnen unterwegs begegneten, ein gutes Thea¬
ter gesehen haben wollten.

Philinen wollte Madam Melina, und
Herr Melina dem lebhaften Laertes, als sie
Bekanntschaft machten, keinesweges gefallen.
Sie wünschten die neuen Ankömmlinge gleich
wieder los zu seyn, und Wilhelm konnte
ihnen keine günstige Gesinnungen beybrin¬
gen, ob er ihnen gleich wiederholt versicherte,
daß es recht gute Leute seyen.

Eigentlich war auch das bisherige lustige
Leben unsrer drey Abentheurer durch die Er¬
weiterung der Gesellschaft auf mehr als eine
Weise gestört; denn Melina fing im Wirths¬

Das junge Paar hatte ſich nach ihrer
Verbindung, zu der, wie wir wiſſen, Wil¬
helm behülflich geweſen, an einigen Orten
nach Engagement umgeſehen, keines gefun¬
den, und war endlich in dieſes Städtchen
gewieſen worden, wo einige Perſonen, die
ihnen unterwegs begegneten, ein gutes Thea¬
ter geſehen haben wollten.

Philinen wollte Madam Melina, und
Herr Melina dem lebhaften Laertes, als ſie
Bekanntſchaft machten, keinesweges gefallen.
Sie wünſchten die neuen Ankömmlinge gleich
wieder los zu ſeyn, und Wilhelm konnte
ihnen keine günſtige Geſinnungen beybrin¬
gen, ob er ihnen gleich wiederholt verſicherte,
daß es recht gute Leute ſeyen.

Eigentlich war auch das bisherige luſtige
Leben unſrer drey Abentheurer durch die Er¬
weiterung der Geſellſchaft auf mehr als eine
Weiſe geſtört; denn Melina fing im Wirths¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0276" n="268"/>
            <p>Das junge Paar hatte &#x017F;ich nach ihrer<lb/>
Verbindung, zu der, wie wir wi&#x017F;&#x017F;en, Wil¬<lb/>
helm behülflich gewe&#x017F;en, an einigen Orten<lb/>
nach Engagement umge&#x017F;ehen, keines gefun¬<lb/>
den, und war endlich in die&#x017F;es Städtchen<lb/>
gewie&#x017F;en worden, wo einige Per&#x017F;onen, die<lb/>
ihnen unterwegs begegneten, ein gutes Thea¬<lb/>
ter ge&#x017F;ehen haben wollten.</p><lb/>
            <p>Philinen wollte Madam Melina, und<lb/>
Herr Melina dem lebhaften Laertes, als &#x017F;ie<lb/>
Bekannt&#x017F;chaft machten, keinesweges gefallen.<lb/>
Sie wün&#x017F;chten die neuen Ankömmlinge gleich<lb/>
wieder los zu &#x017F;eyn, und Wilhelm konnte<lb/>
ihnen keine gün&#x017F;tige Ge&#x017F;innungen beybrin¬<lb/>
gen, ob er ihnen gleich wiederholt ver&#x017F;icherte,<lb/>
daß es recht gute Leute &#x017F;eyen.</p><lb/>
            <p>Eigentlich war auch das bisherige lu&#x017F;tige<lb/>
Leben un&#x017F;rer drey Abentheurer durch die Er¬<lb/>
weiterung der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft auf mehr als eine<lb/>
Wei&#x017F;e ge&#x017F;tört; denn Melina fing im Wirths¬<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0276] Das junge Paar hatte ſich nach ihrer Verbindung, zu der, wie wir wiſſen, Wil¬ helm behülflich geweſen, an einigen Orten nach Engagement umgeſehen, keines gefun¬ den, und war endlich in dieſes Städtchen gewieſen worden, wo einige Perſonen, die ihnen unterwegs begegneten, ein gutes Thea¬ ter geſehen haben wollten. Philinen wollte Madam Melina, und Herr Melina dem lebhaften Laertes, als ſie Bekanntſchaft machten, keinesweges gefallen. Sie wünſchten die neuen Ankömmlinge gleich wieder los zu ſeyn, und Wilhelm konnte ihnen keine günſtige Geſinnungen beybrin¬ gen, ob er ihnen gleich wiederholt verſicherte, daß es recht gute Leute ſeyen. Eigentlich war auch das bisherige luſtige Leben unſrer drey Abentheurer durch die Er¬ weiterung der Geſellſchaft auf mehr als eine Weiſe geſtört; denn Melina fing im Wirths¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/276
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/276>, abgerufen am 25.11.2024.