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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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drinette ließen sich in Tragsesseln auf den
Schultern der übrigen durch die vornehmsten
Straßen der Stadt unter lautem Freuden¬
geschrey des Volks tragen. Man warf ihnen
Bänder, Blumensträuße und seidene Tücher
zu, und drängte sich, sie ins Gesicht zu fas¬
sen. Jedermann schien glücklich zu seyn, sie
anzusehn, und von ihnen eines Blicks gewür¬
digt zu werden.

Welcher Schauspieler, welcher Schriftstel¬
ler, ja welcher Mensch überhaupt würde sich
nicht auf dem Gipfel seiner Wünsche sehen,
wenn er durch irgend ein edles Wort oder
eine gute That einen so allgemeinen Ein¬
druck hervorbrächte? Welche köstliche Em¬
pfindung müßte es seyn, wenn man gute,
edle, der Menschheit würdige Gefühle eben
so schnell durch einen elektrischen Schlag
ausbreiten, ein solches Entzücken unter dem
Volke erregen könnte, als diese Leute durch

drinette ließen ſich in Tragſeſſeln auf den
Schultern der übrigen durch die vornehmſten
Straßen der Stadt unter lautem Freuden¬
geſchrey des Volks tragen. Man warf ihnen
Bänder, Blumenſträuße und ſeidene Tücher
zu, und drängte ſich, ſie ins Geſicht zu faſ¬
ſen. Jedermann ſchien glücklich zu ſeyn, ſie
anzuſehn, und von ihnen eines Blicks gewür¬
digt zu werden.

Welcher Schauſpieler, welcher Schriftſtel¬
ler, ja welcher Menſch überhaupt würde ſich
nicht auf dem Gipfel ſeiner Wünſche ſehen,
wenn er durch irgend ein edles Wort oder
eine gute That einen ſo allgemeinen Ein¬
druck hervorbrächte? Welche köſtliche Em¬
pfindung müßte es ſeyn, wenn man gute,
edle, der Menſchheit würdige Gefühle eben
ſo ſchnell durch einen elektriſchen Schlag
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[263/0271] drinette ließen ſich in Tragſeſſeln auf den Schultern der übrigen durch die vornehmſten Straßen der Stadt unter lautem Freuden¬ geſchrey des Volks tragen. Man warf ihnen Bänder, Blumenſträuße und ſeidene Tücher zu, und drängte ſich, ſie ins Geſicht zu faſ¬ ſen. Jedermann ſchien glücklich zu ſeyn, ſie anzuſehn, und von ihnen eines Blicks gewür¬ digt zu werden. Welcher Schauſpieler, welcher Schriftſtel¬ ler, ja welcher Menſch überhaupt würde ſich nicht auf dem Gipfel ſeiner Wünſche ſehen, wenn er durch irgend ein edles Wort oder eine gute That einen ſo allgemeinen Ein¬ druck hervorbrächte? Welche köſtliche Em¬ pfindung müßte es ſeyn, wenn man gute, edle, der Menſchheit würdige Gefühle eben ſo ſchnell durch einen elektriſchen Schlag ausbreiten, ein ſolches Entzücken unter dem Volke erregen könnte, als dieſe Leute durch

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/271>, abgerufen am 22.11.2024.