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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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machte sie auf das Rieseln der Quelle, auf
die Bewegung der Zweige, auf die einfallen¬
den Lichter und auf den Gesang der Vögel
aufmerksam. Philine sang ein Liedchen vom
Kuckuk, welches dem Ankömmling nicht zu
behagen schien; er empfahl sich bald.

Wenn ich nur nichts mehr von Natur
und Naturscenen hören sollte, rief Philine
aus, als er weg war, es ist nichts unerträg¬
licher, als sich das Vergnügen vorrechnen zu
lassen, das man genießt. Wenn schön Wet¬
ter ist, geht man spatzieren, wie man tanzt,
wenn aufgespielt wird. Wer mag aber nur
einen Augenblick an die Musik, wer an's
schöne Wetter denken? Der Tänzer interes¬
sirt uns, nicht die Violine, und in ein paar
schöne schwarze Augen zu sehen, thut einem
paar blauen Augen gar zu wohl. Was sol¬
len dagegen Quellen und Brunnen, und alte
morsche Linden! Sie sah, indem sie so sprach,

machte ſie auf das Rieſeln der Quelle, auf
die Bewegung der Zweige, auf die einfallen¬
den Lichter und auf den Geſang der Vögel
aufmerkſam. Philine ſang ein Liedchen vom
Kuckuk, welches dem Ankömmling nicht zu
behagen ſchien; er empfahl ſich bald.

Wenn ich nur nichts mehr von Natur
und Naturſcenen hören ſollte, rief Philine
aus, als er weg war, es iſt nichts unerträg¬
licher, als ſich das Vergnügen vorrechnen zu
laſſen, das man genießt. Wenn ſchön Wet¬
ter iſt, geht man ſpatzieren, wie man tanzt,
wenn aufgeſpielt wird. Wer mag aber nur
einen Augenblick an die Muſik, wer an’s
ſchöne Wetter denken? Der Tänzer intereſ¬
ſirt uns, nicht die Violine, und in ein paar
ſchöne ſchwarze Augen zu ſehen, thut einem
paar blauen Augen gar zu wohl. Was ſol¬
len dagegen Quellen und Brunnen, und alte
morſche Linden! Sie ſah, indem ſie ſo ſprach,

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[251/0259] machte ſie auf das Rieſeln der Quelle, auf die Bewegung der Zweige, auf die einfallen¬ den Lichter und auf den Geſang der Vögel aufmerkſam. Philine ſang ein Liedchen vom Kuckuk, welches dem Ankömmling nicht zu behagen ſchien; er empfahl ſich bald. Wenn ich nur nichts mehr von Natur und Naturſcenen hören ſollte, rief Philine aus, als er weg war, es iſt nichts unerträg¬ licher, als ſich das Vergnügen vorrechnen zu laſſen, das man genießt. Wenn ſchön Wet¬ ter iſt, geht man ſpatzieren, wie man tanzt, wenn aufgeſpielt wird. Wer mag aber nur einen Augenblick an die Muſik, wer an’s ſchöne Wetter denken? Der Tänzer intereſ¬ ſirt uns, nicht die Violine, und in ein paar ſchöne ſchwarze Augen zu ſehen, thut einem paar blauen Augen gar zu wohl. Was ſol¬ len dagegen Quellen und Brunnen, und alte morſche Linden! Sie ſah, indem ſie ſo ſprach,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/259>, abgerufen am 22.11.2024.