trennen sollten, und redeten vorher noch eine Spatzierfahrt auf den morgenden Tag ab. Sie wollten abermals an einem andern Orte, auf einem benachbarten Jägerhause, ihr Mit¬ tagsmahl einnehmen. Wilhelm sprach diesen Abend noch manches zu Philinens Lobe, wor¬ auf Laertes nur kurz und leichtsinnig ant¬ wortete.
Den andern Morgen, als sie sich aber¬ mals eine Stunde im Fechten geübt hatten, gingen sie nach Philinens Gasthofe, vor wel¬ chem sie die bestellte Kutsche schon hatten an¬ fahren sehen. Aber wie verwundert war Wilhelm, als die Kutsche verschwunden, und wie noch mehr, als Philine nicht zu Hause, anzutreffen war. Sie hatte sich, so erzählte man, mit ein paar Fremden, die diesen Mor¬ gen angekommen waren, in den Wagen ge¬ setzt, und war mit ihnen davon gefahren. Unser Freund, der sich in ihrer Gesellschaft
trennen ſollten, und redeten vorher noch eine Spatzierfahrt auf den morgenden Tag ab. Sie wollten abermals an einem andern Orte, auf einem benachbarten Jägerhauſe, ihr Mit¬ tagsmahl einnehmen. Wilhelm ſprach dieſen Abend noch manches zu Philinens Lobe, wor¬ auf Laertes nur kurz und leichtſinnig ant¬ wortete.
Den andern Morgen, als ſie ſich aber¬ mals eine Stunde im Fechten geübt hatten, gingen ſie nach Philinens Gaſthofe, vor wel¬ chem ſie die beſtellte Kutſche ſchon hatten an¬ fahren ſehen. Aber wie verwundert war Wilhelm, als die Kutſche verſchwunden, und wie noch mehr, als Philine nicht zu Hauſe, anzutreffen war. Sie hatte ſich, ſo erzählte man, mit ein paar Fremden, die dieſen Mor¬ gen angekommen waren, in den Wagen ge¬ ſetzt, und war mit ihnen davon gefahren. Unſer Freund, der ſich in ihrer Geſellſchaft
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0254"n="246"/>
trennen ſollten, und redeten vorher noch eine<lb/>
Spatzierfahrt auf den morgenden Tag ab.<lb/>
Sie wollten abermals an einem andern Orte,<lb/>
auf einem benachbarten Jägerhauſe, ihr Mit¬<lb/>
tagsmahl einnehmen. Wilhelm ſprach dieſen<lb/>
Abend noch manches zu Philinens Lobe, wor¬<lb/>
auf Laertes nur kurz und leichtſinnig ant¬<lb/>
wortete.</p><lb/><p>Den andern Morgen, als ſie ſich aber¬<lb/>
mals eine Stunde im Fechten geübt hatten,<lb/>
gingen ſie nach Philinens Gaſthofe, vor wel¬<lb/>
chem ſie die beſtellte Kutſche ſchon hatten an¬<lb/>
fahren ſehen. Aber wie verwundert war<lb/>
Wilhelm, als die Kutſche verſchwunden, und<lb/>
wie noch mehr, als Philine nicht zu Hauſe,<lb/>
anzutreffen war. Sie hatte ſich, ſo erzählte<lb/>
man, mit ein paar Fremden, die dieſen Mor¬<lb/>
gen angekommen waren, in den Wagen ge¬<lb/>ſetzt, und war mit ihnen davon gefahren.<lb/>
Unſer Freund, der ſich in ihrer Geſellſchaft<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[246/0254]
trennen ſollten, und redeten vorher noch eine
Spatzierfahrt auf den morgenden Tag ab.
Sie wollten abermals an einem andern Orte,
auf einem benachbarten Jägerhauſe, ihr Mit¬
tagsmahl einnehmen. Wilhelm ſprach dieſen
Abend noch manches zu Philinens Lobe, wor¬
auf Laertes nur kurz und leichtſinnig ant¬
wortete.
Den andern Morgen, als ſie ſich aber¬
mals eine Stunde im Fechten geübt hatten,
gingen ſie nach Philinens Gaſthofe, vor wel¬
chem ſie die beſtellte Kutſche ſchon hatten an¬
fahren ſehen. Aber wie verwundert war
Wilhelm, als die Kutſche verſchwunden, und
wie noch mehr, als Philine nicht zu Hauſe,
anzutreffen war. Sie hatte ſich, ſo erzählte
man, mit ein paar Fremden, die dieſen Mor¬
gen angekommen waren, in den Wagen ge¬
ſetzt, und war mit ihnen davon gefahren.
Unſer Freund, der ſich in ihrer Geſellſchaft
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/254>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.