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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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besser als im andern Wirthshause sehen
könne.

Als sie ankamen, fanden sie das Gerüst
aufgeschlagen, und den Hintergrund mit auf¬
gehängten Teppichen geziert. Die Schwung¬
breter waren schon gelegt, das Schlappseil
an die Pfosten befestigt, und das straffe
Seil über die Böcke gezogen. Der Platz
war ziemlich mit Volk gefüllt, und die Fen¬
ster mit Zuschauern einiger Art besetzt.

Pagliaß bereitete erst die Versammlung
mit einigen Albernheiten, worüber die Zu¬
schauer immer zu lachen pflegen, zur Auf¬
merksamkeit und guten Laune vor. Einige
Kinder, deren Körper die seltsamsten Verren¬
kungen darstellten, erregten bald Verwunde¬
rung, bald Grausen, und Wilhelm konnte
sich des tiefen Mitleidens nicht enthalten,
als er das Kind, an dem er beym ersten
Anblicke Theil genommen, mit einiger Mühe,

beſſer als im andern Wirthshauſe ſehen
könne.

Als ſie ankamen, fanden ſie das Gerüſt
aufgeſchlagen, und den Hintergrund mit auf¬
gehängten Teppichen geziert. Die Schwung¬
breter waren ſchon gelegt, das Schlappſeil
an die Pfoſten befeſtigt, und das ſtraffe
Seil über die Böcke gezogen. Der Platz
war ziemlich mit Volk gefüllt, und die Fen¬
ſter mit Zuſchauern einiger Art beſetzt.

Pagliaß bereitete erſt die Verſammlung
mit einigen Albernheiten, worüber die Zu¬
ſchauer immer zu lachen pflegen, zur Auf¬
merkſamkeit und guten Laune vor. Einige
Kinder, deren Körper die ſeltſamſten Verren¬
kungen darſtellten, erregten bald Verwunde¬
rung, bald Grauſen, und Wilhelm konnte
ſich des tiefen Mitleidens nicht enthalten,
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Anblicke Theil genommen, mit einiger Mühe,

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[239/0247] beſſer als im andern Wirthshauſe ſehen könne. Als ſie ankamen, fanden ſie das Gerüſt aufgeſchlagen, und den Hintergrund mit auf¬ gehängten Teppichen geziert. Die Schwung¬ breter waren ſchon gelegt, das Schlappſeil an die Pfoſten befeſtigt, und das ſtraffe Seil über die Böcke gezogen. Der Platz war ziemlich mit Volk gefüllt, und die Fen¬ ſter mit Zuſchauern einiger Art beſetzt. Pagliaß bereitete erſt die Verſammlung mit einigen Albernheiten, worüber die Zu¬ ſchauer immer zu lachen pflegen, zur Auf¬ merkſamkeit und guten Laune vor. Einige Kinder, deren Körper die ſeltſamſten Verren¬ kungen darſtellten, erregten bald Verwunde¬ rung, bald Grauſen, und Wilhelm konnte ſich des tiefen Mitleidens nicht enthalten, als er das Kind, an dem er beym erſten Anblicke Theil genommen, mit einiger Mühe,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/247>, abgerufen am 08.05.2024.