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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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sein Vertrauter, griff voll Eifer zu Feuer
und Schwert, um einer verhaßten Leiden¬
schaft, dem Ungeheuer, ins innerste Leben zu
dringen. Die Gelegenheit war so glücklich,
das Zeugniß so bey der Hand, und wieviel
Geschichten und Erzählungen wußt' er nicht
zu nutzen. Er trieb's mit solcher Heftigkeit
und Grausamkeit Schritt vor Schritt, ließ
dem Freunde nicht das Labsal des mindesten
augenblicklichen Betruges, vertrat ihm jeden
Schlupfwinkel, in welchen er sich vor der
Verzweiflung hätte retten können, daß die
Natur, die ihren Liebling nicht wollte zu
Grunde gehen lassen, ihn mit Krankheit an¬
fiel, um ihm von der andern Seite Luft zu
machen.

Ein lebhaftes Fieber mit seinem Gefolge,
den Arzeneyen, der Überspannung und der
Mattigkeit; dabey die Bemühungen der Fa¬
milie, die Liebe der Mitgebohrnen, die durch

ſein Vertrauter, griff voll Eifer zu Feuer
und Schwert, um einer verhaßten Leiden¬
ſchaft, dem Ungeheuer, ins innerſte Leben zu
dringen. Die Gelegenheit war ſo glücklich,
das Zeugniß ſo bey der Hand, und wieviel
Geſchichten und Erzählungen wußt’ er nicht
zu nutzen. Er trieb’s mit ſolcher Heftigkeit
und Grauſamkeit Schritt vor Schritt, ließ
dem Freunde nicht das Labſal des mindeſten
augenblicklichen Betruges, vertrat ihm jeden
Schlupfwinkel, in welchen er ſich vor der
Verzweiflung hätte retten können, daß die
Natur, die ihren Liebling nicht wollte zu
Grunde gehen laſſen, ihn mit Krankheit an¬
fiel, um ihm von der andern Seite Luft zu
machen.

Ein lebhaftes Fieber mit ſeinem Gefolge,
den Arzeneyen, der Überſpannung und der
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[189/0197] ſein Vertrauter, griff voll Eifer zu Feuer und Schwert, um einer verhaßten Leiden¬ ſchaft, dem Ungeheuer, ins innerſte Leben zu dringen. Die Gelegenheit war ſo glücklich, das Zeugniß ſo bey der Hand, und wieviel Geſchichten und Erzählungen wußt’ er nicht zu nutzen. Er trieb’s mit ſolcher Heftigkeit und Grauſamkeit Schritt vor Schritt, ließ dem Freunde nicht das Labſal des mindeſten augenblicklichen Betruges, vertrat ihm jeden Schlupfwinkel, in welchen er ſich vor der Verzweiflung hätte retten können, daß die Natur, die ihren Liebling nicht wollte zu Grunde gehen laſſen, ihn mit Krankheit an¬ fiel, um ihm von der andern Seite Luft zu machen. Ein lebhaftes Fieber mit ſeinem Gefolge, den Arzeneyen, der Überſpannung und der Mattigkeit; dabey die Bemühungen der Fa¬ milie, die Liebe der Mitgebohrnen, die durch

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/197>, abgerufen am 24.11.2024.