Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

vollkommen gefördert, konnte ich mir, bey grö¬
ßern und kleinern Excursionen, das Rhein¬
thal als römische Besitzung vergegenwärtigen
und gar manchen Traum der Vorzeit mir
wachend ausmalen.

Kaum hatte ich mir hierin einigermaßen
aufgeholfen, als mich Oberlin zu den Denk¬
malen der Mittelzeit hinwies und mit den
daher noch übrigen Ruinen und Resten, Sie¬
geln und Documenten bekannt machte, ja
eine Neigung zu den sogenannten Minnesin¬
gern und Heldendichtern einzuflößen suchte.
Diesem wackeren Manne, so wie Herrn Koch,
bin ich viel schuldig geworden, und wenn es
ihrem Willen und Wunsche nach gegangen wä¬
re, so hätte ich ihnen das Glück meines Le¬
bens verdanken müssen. Damit verhielt es
sich aber folgendergestalt.

Schöpflin, der sich in der höheren Sphä¬
re des Staatsrechts zeitlebens bewegt hatte

vollkommen gefoͤrdert, konnte ich mir, bey groͤ¬
ßern und kleinern Excurſionen, das Rhein¬
thal als roͤmiſche Beſitzung vergegenwaͤrtigen
und gar manchen Traum der Vorzeit mir
wachend ausmalen.

Kaum hatte ich mir hierin einigermaßen
aufgeholfen, als mich Oberlin zu den Denk¬
malen der Mittelzeit hinwies und mit den
daher noch uͤbrigen Ruinen und Reſten, Sie¬
geln und Documenten bekannt machte, ja
eine Neigung zu den ſogenannten Minneſin¬
gern und Heldendichtern einzufloͤßen ſuchte.
Dieſem wackeren Manne, ſo wie Herrn Koch,
bin ich viel ſchuldig geworden, und wenn es
ihrem Willen und Wunſche nach gegangen waͤ¬
re, ſo haͤtte ich ihnen das Gluͤck meines Le¬
bens verdanken muͤſſen. Damit verhielt es
ſich aber folgendergeſtalt.

Schoͤpflin, der ſich in der hoͤheren Sphaͤ¬
re des Staatsrechts zeitlebens bewegt hatte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0080" n="72"/>
vollkommen gefo&#x0364;rdert, konnte ich mir, bey gro&#x0364;¬<lb/>
ßern und kleinern Excur&#x017F;ionen, das Rhein¬<lb/>
thal als ro&#x0364;mi&#x017F;che Be&#x017F;itzung vergegenwa&#x0364;rtigen<lb/>
und gar manchen Traum der Vorzeit mir<lb/>
wachend ausmalen.</p><lb/>
        <p>Kaum hatte ich mir hierin einigermaßen<lb/>
aufgeholfen, als mich Oberlin zu den Denk¬<lb/>
malen der Mittelzeit hinwies und mit den<lb/>
daher noch u&#x0364;brigen Ruinen und Re&#x017F;ten, Sie¬<lb/>
geln und Documenten bekannt machte, ja<lb/>
eine Neigung zu den &#x017F;ogenannten Minne&#x017F;in¬<lb/>
gern und Heldendichtern einzuflo&#x0364;ßen &#x017F;uchte.<lb/>
Die&#x017F;em wackeren Manne, &#x017F;o wie Herrn Koch,<lb/>
bin ich viel &#x017F;chuldig geworden, und wenn es<lb/>
ihrem Willen und Wun&#x017F;che nach gegangen wa&#x0364;¬<lb/>
re, &#x017F;o ha&#x0364;tte ich ihnen das Glu&#x0364;ck meines Le¬<lb/>
bens verdanken mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Damit verhielt es<lb/>
&#x017F;ich aber folgenderge&#x017F;talt.</p><lb/>
        <p>Scho&#x0364;pflin, der &#x017F;ich in der ho&#x0364;heren Spha&#x0364;¬<lb/>
re des Staatsrechts zeitlebens bewegt hatte<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0080] vollkommen gefoͤrdert, konnte ich mir, bey groͤ¬ ßern und kleinern Excurſionen, das Rhein¬ thal als roͤmiſche Beſitzung vergegenwaͤrtigen und gar manchen Traum der Vorzeit mir wachend ausmalen. Kaum hatte ich mir hierin einigermaßen aufgeholfen, als mich Oberlin zu den Denk¬ malen der Mittelzeit hinwies und mit den daher noch uͤbrigen Ruinen und Reſten, Sie¬ geln und Documenten bekannt machte, ja eine Neigung zu den ſogenannten Minneſin¬ gern und Heldendichtern einzufloͤßen ſuchte. Dieſem wackeren Manne, ſo wie Herrn Koch, bin ich viel ſchuldig geworden, und wenn es ihrem Willen und Wunſche nach gegangen waͤ¬ re, ſo haͤtte ich ihnen das Gluͤck meines Le¬ bens verdanken muͤſſen. Damit verhielt es ſich aber folgendergeſtalt. Schoͤpflin, der ſich in der hoͤheren Sphaͤ¬ re des Staatsrechts zeitlebens bewegt hatte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/80
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/80>, abgerufen am 03.05.2024.