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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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fluß zu verschaffen wissen, und durch die Be¬
kanntschaft mit vielen, aus sich selbst etwas
zu bilden suchen; und von dieser Zeit an hat¬
te ich Gelegenheit dergleichen mehr zu bemer¬
ken. Da solche Personen gewöhnlich den Ort
verändern, und als Reisende bald hier bald
da eintreffen, so kommt ihnen die Gunst der
Neuheit zu Gute, die man ihnen nicht be¬
neiden noch verkümmern sollte: denn es ist
dieses eine herkömmliche Sache, die jeder Rei¬
sende zu seinem Vortheil, jeder Bleibende zu
seinem Nachtheil öfters erfahren hat.

Dem sey nun wie ihm wolle, genug wir
nährten von jener Zeit an eine gewisse unru¬
hige, ja neidische Aufmerksamkeit auf derglei¬
chen Leute, die auf ihre eigne Hand hin und
wieder zogen, sich in jeder Stadt vor Anker
legten, und wenigstens in einigen Familien
Einfluß zu gewinnen suchten. Einen zarten
und weichen dieser Zunftgenossen habe ich im
Pater Brey, einen andern, tüchtigern und

fluß zu verſchaffen wiſſen, und durch die Be¬
kanntſchaft mit vielen, aus ſich ſelbſt etwas
zu bilden ſuchen; und von dieſer Zeit an hat¬
te ich Gelegenheit dergleichen mehr zu bemer¬
ken. Da ſolche Perſonen gewoͤhnlich den Ort
veraͤndern, und als Reiſende bald hier bald
da eintreffen, ſo kommt ihnen die Gunſt der
Neuheit zu Gute, die man ihnen nicht be¬
neiden noch verkuͤmmern ſollte: denn es iſt
dieſes eine herkoͤmmliche Sache, die jeder Rei¬
ſende zu ſeinem Vortheil, jeder Bleibende zu
ſeinem Nachtheil oͤfters erfahren hat.

Dem ſey nun wie ihm wolle, genug wir
naͤhrten von jener Zeit an eine gewiſſe unru¬
hige, ja neidiſche Aufmerkſamkeit auf derglei¬
chen Leute, die auf ihre eigne Hand hin und
wieder zogen, ſich in jeder Stadt vor Anker
legten, und wenigſtens in einigen Familien
Einfluß zu gewinnen ſuchten. Einen zarten
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[283/0291] fluß zu verſchaffen wiſſen, und durch die Be¬ kanntſchaft mit vielen, aus ſich ſelbſt etwas zu bilden ſuchen; und von dieſer Zeit an hat¬ te ich Gelegenheit dergleichen mehr zu bemer¬ ken. Da ſolche Perſonen gewoͤhnlich den Ort veraͤndern, und als Reiſende bald hier bald da eintreffen, ſo kommt ihnen die Gunſt der Neuheit zu Gute, die man ihnen nicht be¬ neiden noch verkuͤmmern ſollte: denn es iſt dieſes eine herkoͤmmliche Sache, die jeder Rei¬ ſende zu ſeinem Vortheil, jeder Bleibende zu ſeinem Nachtheil oͤfters erfahren hat. Dem ſey nun wie ihm wolle, genug wir naͤhrten von jener Zeit an eine gewiſſe unru¬ hige, ja neidiſche Aufmerkſamkeit auf derglei¬ chen Leute, die auf ihre eigne Hand hin und wieder zogen, ſich in jeder Stadt vor Anker legten, und wenigſtens in einigen Familien Einfluß zu gewinnen ſuchten. Einen zarten und weichen dieſer Zunftgenoſſen habe ich im Pater Brey, einen andern, tuͤchtigern und

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/291>, abgerufen am 27.11.2024.