ling nicht den besten Begriff von schriftlichen Liebesunterhaltungen gegeben haben.
Ein unversöhnlicher Haß gegen das Pfaff¬ thum hatte sich bey diesem Manne, der zwey geistlichen Churfürsten diente, festgesetzt, wahr¬ scheinlich entsprungen aus der Betrachtung des rohen, geschmacklosen, geistverderblichen Fra¬ tzenwesens, welches die Mönche in Deutsch¬ land an manchen Orten zu treiben pflegten, und dadurch eine jede Art von Bildung hin¬ derten und zerstörten. Seine Briefe über das Mönchswesen machten großes Auf¬ sehen; sie wurden von allen Protestanten und von vielen Katholiken mit großem Beyfall aufgenommen.
Wenn sich aber Herr von Laroche gegen alles was man Empfindung nennen könnte, auflehnte, und wenn er selbst den Schein der¬ selben entschieden von sich abhielt, so verhehl¬ te er doch nicht eine väterlich zarte Neigung
ling nicht den beſten Begriff von ſchriftlichen Liebesunterhaltungen gegeben haben.
Ein unverſoͤhnlicher Haß gegen das Pfaff¬ thum hatte ſich bey dieſem Manne, der zwey geiſtlichen Churfuͤrſten diente, feſtgeſetzt, wahr¬ ſcheinlich entſprungen aus der Betrachtung des rohen, geſchmackloſen, geiſtverderblichen Fra¬ tzenweſens, welches die Moͤnche in Deutſch¬ land an manchen Orten zu treiben pflegten, und dadurch eine jede Art von Bildung hin¬ derten und zerſtoͤrten. Seine Briefe uͤber das Moͤnchsweſen machten großes Auf¬ ſehen; ſie wurden von allen Proteſtanten und von vielen Katholiken mit großem Beyfall aufgenommen.
Wenn ſich aber Herr von Laroche gegen alles was man Empfindung nennen koͤnnte, auflehnte, und wenn er ſelbſt den Schein der¬ ſelben entſchieden von ſich abhielt, ſo verhehl¬ te er doch nicht eine vaͤterlich zarte Neigung
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ling nicht den beſten Begriff von ſchriftlichen
Liebesunterhaltungen gegeben haben.
Ein unverſoͤhnlicher Haß gegen das Pfaff¬
thum hatte ſich bey dieſem Manne, der zwey
geiſtlichen Churfuͤrſten diente, feſtgeſetzt, wahr¬
ſcheinlich entſprungen aus der Betrachtung des
rohen, geſchmackloſen, geiſtverderblichen Fra¬
tzenweſens, welches die Moͤnche in Deutſch¬
land an manchen Orten zu treiben pflegten,
und dadurch eine jede Art von Bildung hin¬
derten und zerſtoͤrten. Seine Briefe uͤber
das Moͤnchsweſen machten großes Auf¬
ſehen; ſie wurden von allen Proteſtanten und
von vielen Katholiken mit großem Beyfall
aufgenommen.
Wenn ſich aber Herr von Laroche gegen
alles was man Empfindung nennen koͤnnte,
auflehnte, und wenn er ſelbſt den Schein der¬
ſelben entſchieden von ſich abhielt, ſo verhehl¬
te er doch nicht eine vaͤterlich zarte Neigung
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/285>, abgerufen am 17.05.2024.
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