Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.wenn große Werke der Vergangenheit wieder wenn große Werke der Vergangenheit wieder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0229" n="221"/> wenn große Werke der Vergangenheit wieder<lb/> einmal aufthauen und an die Tagesordnung<lb/> kommen, weil ſie alsdann eine vollkommen<lb/> friſche Wirkung hervorbringen. Auch das Ho¬<lb/> meriſche Licht ging uns neu wieder auf, und<lb/> zwar recht im Sinne der Zeit, die ein ſolches<lb/> Erſcheinen hoͤchſt beguͤnſtigte: denn das beſtaͤn¬<lb/> dige Hinweiſen auf Natur bewirkte zuletzt,<lb/> daß man auch die Werke der Alten von die¬<lb/> ſer Seite betrachten lernte. Was mehrere<lb/> Reiſende zu Aufklaͤrung der heiligen Schrif¬<lb/> ten gethan, leiſteten andere fuͤr den Homer.<lb/> Durch <hi rendition="#g">Guys</hi> ward man eingeleitet, <hi rendition="#g">Wood</hi><lb/> gab der Sache den Schwung. Eine Goͤttin¬<lb/> ger Recenſion des anfangs ſehr ſeltenen Ori¬<lb/> ginals machte uns mit der Abſicht bekannt,<lb/> und belehrte uns, wie weit ſie ausgefuͤhrt<lb/> worden. Wir ſahen nun nicht mehr in jenen<lb/> Gedichten ein angeſpanntes und aufgedunſenes<lb/> Heldenweſen, ſondern die abgeſpiegelte Wahr¬<lb/> heit einer uralten Gegenwart, und ſuchten<lb/> uns dieſelbe moͤglichſt heranzuziehen. Zwar<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [221/0229]
wenn große Werke der Vergangenheit wieder
einmal aufthauen und an die Tagesordnung
kommen, weil ſie alsdann eine vollkommen
friſche Wirkung hervorbringen. Auch das Ho¬
meriſche Licht ging uns neu wieder auf, und
zwar recht im Sinne der Zeit, die ein ſolches
Erſcheinen hoͤchſt beguͤnſtigte: denn das beſtaͤn¬
dige Hinweiſen auf Natur bewirkte zuletzt,
daß man auch die Werke der Alten von die¬
ſer Seite betrachten lernte. Was mehrere
Reiſende zu Aufklaͤrung der heiligen Schrif¬
ten gethan, leiſteten andere fuͤr den Homer.
Durch Guys ward man eingeleitet, Wood
gab der Sache den Schwung. Eine Goͤttin¬
ger Recenſion des anfangs ſehr ſeltenen Ori¬
ginals machte uns mit der Abſicht bekannt,
und belehrte uns, wie weit ſie ausgefuͤhrt
worden. Wir ſahen nun nicht mehr in jenen
Gedichten ein angeſpanntes und aufgedunſenes
Heldenweſen, ſondern die abgeſpiegelte Wahr¬
heit einer uralten Gegenwart, und ſuchten
uns dieſelbe moͤglichſt heranzuziehen. Zwar
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