Geben, welches mit freyer Brust, ohne ir¬ gend einen theoretischen Leitstern, von so viel Jünglingen, nach eines jeden angebornem Cha¬ racter, ohne Rücksichten getrieben wurde, ent¬ sprang jene berühmte, berufene und verrufene Literarepoche, in welcher eine Masse junger genialer Männer, mit aller Muthigkeit und aller Anmaßung, wie sie nur einer solchen Jahreszeit eigen seyn mag, hervorbrachen, durch Anwendung ihrer Kräfte manche Freude, manches Gute, durch den Misbrauch dersel¬ ben manchen Verdruß und manches Uebel stif¬ teten; und gerade die aus dieser Quelle ent¬ springenden Wirkungen und Gegenwirkungen sind das Hauptthema dieses Bandes.
Woran sollen aber junge Leute das höchste Interesse finden, wie sollen sie unter ihres¬ gleichen Interesse erregen, wenn die Liebe sie nicht beseelt, und wenn nicht Herzensangele¬ genheiten, von welcher Art sie auch seyn mö¬ gen, in ihnen lebendig sind? Ich hatte im
Geben, welches mit freyer Bruſt, ohne ir¬ gend einen theoretiſchen Leitſtern, von ſo viel Juͤnglingen, nach eines jeden angebornem Cha¬ racter, ohne Ruͤckſichten getrieben wurde, ent¬ ſprang jene beruͤhmte, berufene und verrufene Literarepoche, in welcher eine Maſſe junger genialer Maͤnner, mit aller Muthigkeit und aller Anmaßung, wie ſie nur einer ſolchen Jahreszeit eigen ſeyn mag, hervorbrachen, durch Anwendung ihrer Kraͤfte manche Freude, manches Gute, durch den Misbrauch derſel¬ ben manchen Verdruß und manches Uebel ſtif¬ teten; und gerade die aus dieſer Quelle ent¬ ſpringenden Wirkungen und Gegenwirkungen ſind das Hauptthema dieſes Bandes.
Woran ſollen aber junge Leute das hoͤchſte Intereſſe finden, wie ſollen ſie unter ihres¬ gleichen Intereſſe erregen, wenn die Liebe ſie nicht beſeelt, und wenn nicht Herzensangele¬ genheiten, von welcher Art ſie auch ſeyn moͤ¬ gen, in ihnen lebendig ſind? Ich hatte im
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Geben, welches mit freyer Bruſt, ohne ir¬
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Juͤnglingen, nach eines jeden angebornem Cha¬
racter, ohne Ruͤckſichten getrieben wurde, ent¬
ſprang jene beruͤhmte, berufene und verrufene
Literarepoche, in welcher eine Maſſe junger
genialer Maͤnner, mit aller Muthigkeit und
aller Anmaßung, wie ſie nur einer ſolchen
Jahreszeit eigen ſeyn mag, hervorbrachen,
durch Anwendung ihrer Kraͤfte manche Freude,
manches Gute, durch den Misbrauch derſel¬
ben manchen Verdruß und manches Uebel ſtif¬
teten; und gerade die aus dieſer Quelle ent¬
ſpringenden Wirkungen und Gegenwirkungen
ſind das Hauptthema dieſes Bandes.
Woran ſollen aber junge Leute das hoͤchſte
Intereſſe finden, wie ſollen ſie unter ihres¬
gleichen Intereſſe erregen, wenn die Liebe ſie
nicht beſeelt, und wenn nicht Herzensangele¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/186>, abgerufen am 26.11.2024.
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