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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814.

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anzunehmen, die auf einen Louisd'or gesetzt
war, weil es hieß, daß man nicht sowohl das
Buch bezahlen, als den Verfasser, bey dieser
Gelegenheit, für seine Verdienste um das Va¬
terland belohnen sollte. Hier drängte sich nun
Jederman hinzu, selbst Jünglinge und Mäd¬
chen, die nicht viel aufzuwenden hatten, er¬
öffneten ihre Sparbüchsen; Männer und Frau¬
en, der obere, der mittlere Stand trugen zu
dieser heiligen Spende bey, und es kamen
vielleicht tausend Pränumeranten zusammen.
Die Erwartung war aufs höchste gespannt,
das Zutrauen so groß als möglich.

Hiernach mußte das Werk, bey seiner Er¬
scheinung, den seltsamsten Erfolg von der Welt
haben; zwar immer von bedeutendem Werth,
aber nichts weniger als allgemein ansprechend.
Wie Klopstock über Poesie und Literatur dach¬
te, war in Form einer alten deutschen Drui¬
denrepublik dargestellt, seine Maximen über
das Aechte und Falsche in laconischen Kern¬

anzunehmen, die auf einen Louisd'or geſetzt
war, weil es hieß, daß man nicht ſowohl das
Buch bezahlen, als den Verfaſſer, bey dieſer
Gelegenheit, fuͤr ſeine Verdienſte um das Va¬
terland belohnen ſollte. Hier draͤngte ſich nun
Jederman hinzu, ſelbſt Juͤnglinge und Maͤd¬
chen, die nicht viel aufzuwenden hatten, er¬
oͤffneten ihre Sparbuͤchſen; Maͤnner und Frau¬
en, der obere, der mittlere Stand trugen zu
dieſer heiligen Spende bey, und es kamen
vielleicht tauſend Praͤnumeranten zuſammen.
Die Erwartung war aufs hoͤchſte geſpannt,
das Zutrauen ſo groß als moͤglich.

Hiernach mußte das Werk, bey ſeiner Er¬
ſcheinung, den ſeltſamſten Erfolg von der Welt
haben; zwar immer von bedeutendem Werth,
aber nichts weniger als allgemein anſprechend.
Wie Klopſtock uͤber Poeſie und Literatur dach¬
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[174/0182] anzunehmen, die auf einen Louisd'or geſetzt war, weil es hieß, daß man nicht ſowohl das Buch bezahlen, als den Verfaſſer, bey dieſer Gelegenheit, fuͤr ſeine Verdienſte um das Va¬ terland belohnen ſollte. Hier draͤngte ſich nun Jederman hinzu, ſelbſt Juͤnglinge und Maͤd¬ chen, die nicht viel aufzuwenden hatten, er¬ oͤffneten ihre Sparbuͤchſen; Maͤnner und Frau¬ en, der obere, der mittlere Stand trugen zu dieſer heiligen Spende bey, und es kamen vielleicht tauſend Praͤnumeranten zuſammen. Die Erwartung war aufs hoͤchſte geſpannt, das Zutrauen ſo groß als moͤglich. Hiernach mußte das Werk, bey ſeiner Er¬ ſcheinung, den ſeltſamſten Erfolg von der Welt haben; zwar immer von bedeutendem Werth, aber nichts weniger als allgemein anſprechend. Wie Klopſtock uͤber Poeſie und Literatur dach¬ te, war in Form einer alten deutſchen Drui¬ denrepublik dargeſtellt, ſeine Maximen uͤber das Aechte und Falſche in laconiſchen Kern¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/182>, abgerufen am 26.11.2024.