Die Neigung zum Absurden, die sich frey und unbewunden bey der Jugend zu Tage zeigt, nachher aber immer mehr in die Tiefe zurücktritt, ohne sich deshalb gänzlich zu ver¬ lieren, war bey uns in voller Blüte, und wir suchten auch durch Originalspäße unsern gro¬ ßen Meister zu feyern. Wir waren sehr glo¬ rios, wenn wir der Gesellschaft etwas der Art vorlegen konnten, welches einigermaßen gebilligt wurde, wie z. B. folgendes auf einen Rittmeister, der auf einem wilden Pferde zu Schaden gekommen war:
Ein Ritter wohnt in diesem Haus, Ein Meister auch daneben; Macht man davon einen Blumenstraus, So wird's einen Rittmeister geben. Ist er nun Meister von dem Ritt, Führt er mit Recht den Namen; Doch nimmt der Ritt den Meister mit, Weh' ihm und seinem Saamen!
Die Neigung zum Abſurden, die ſich frey und unbewunden bey der Jugend zu Tage zeigt, nachher aber immer mehr in die Tiefe zuruͤcktritt, ohne ſich deshalb gaͤnzlich zu ver¬ lieren, war bey uns in voller Bluͤte, und wir ſuchten auch durch Originalſpaͤße unſern gro¬ ßen Meiſter zu feyern. Wir waren ſehr glo¬ rios, wenn wir der Geſellſchaft etwas der Art vorlegen konnten, welches einigermaßen gebilligt wurde, wie z. B. folgendes auf einen Rittmeiſter, der auf einem wilden Pferde zu Schaden gekommen war:
Ein Ritter wohnt in dieſem Haus, Ein Meiſter auch daneben; Macht man davon einen Blumenſtraus, So wird's einen Rittmeiſter geben. Iſt er nun Meiſter von dem Ritt, Fuͤhrt er mit Recht den Namen; Doch nimmt der Ritt den Meiſter mit, Weh' ihm und ſeinem Saamen!
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Die Neigung zum Abſurden, die ſich frey
und unbewunden bey der Jugend zu Tage
zeigt, nachher aber immer mehr in die Tiefe
zuruͤcktritt, ohne ſich deshalb gaͤnzlich zu ver¬
lieren, war bey uns in voller Bluͤte, und wir
ſuchten auch durch Originalſpaͤße unſern gro¬
ßen Meiſter zu feyern. Wir waren ſehr glo¬
rios, wenn wir der Geſellſchaft etwas der
Art vorlegen konnten, welches einigermaßen
gebilligt wurde, wie z. B. folgendes auf einen
Rittmeiſter, der auf einem wilden Pferde zu
Schaden gekommen war:
Ein Ritter wohnt in dieſem Haus,
Ein Meiſter auch daneben;
Macht man davon einen Blumenſtraus,
So wird's einen Rittmeiſter geben.
Iſt er nun Meiſter von dem Ritt,
Fuͤhrt er mit Recht den Namen;
Doch nimmt der Ritt den Meiſter mit,
Weh' ihm und ſeinem Saamen!
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 3. Tübingen, 1814, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben03_1814/126>, abgerufen am 23.11.2024.
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