falls hinter den Stuhl stellte, und mir nicht träumen ließ, daß ich durch mein Betragen ihre Andacht auf eine sehr lustige Weise zu stören gekommen sey. Madame Fleischer, der es weder an Geist und Witz, noch an Zunge fehlte, ersuchte die Fremden, noch ehe man sich setzte, sie möchten nicht auffallend finden, was sie hier mit Augen sähen; der junge Reisegefährte habe große Anlange zum Quä¬ ker, welche Gott und den König nicht besser zu verehren glaubten, als mit bedecktem Haup¬ te. Die schöne Dame, die sich des Lachens nicht enthalten konnte, ward dadurch nur noch schöner, und ich hätte alles in der Welt dar¬ um gegeben, nicht Ursache an einer Heiter¬ keit gewesen zu seyn, die ihr so fürtrefflich zu Gesicht stand. Ich hatte jedoch den Hut kaum beyseite gebracht, als die Personen, nach ih¬ rer Weltsitte, den Scherz sogleich fallen lie¬ ßen, und durch den besten Wein aus ihrem Flaschenkeller Schlaf, Mismuth und das An¬
falls hinter den Stuhl ſtellte, und mir nicht traͤumen ließ, daß ich durch mein Betragen ihre Andacht auf eine ſehr luſtige Weiſe zu ſtoͤren gekommen ſey. Madame Fleiſcher, der es weder an Geiſt und Witz, noch an Zunge fehlte, erſuchte die Fremden, noch ehe man ſich ſetzte, ſie moͤchten nicht auffallend finden, was ſie hier mit Augen ſaͤhen; der junge Reiſegefaͤhrte habe große Anlange zum Quaͤ¬ ker, welche Gott und den Koͤnig nicht beſſer zu verehren glaubten, als mit bedecktem Haup¬ te. Die ſchoͤne Dame, die ſich des Lachens nicht enthalten konnte, ward dadurch nur noch ſchoͤner, und ich haͤtte alles in der Welt dar¬ um gegeben, nicht Urſache an einer Heiter¬ keit geweſen zu ſeyn, die ihr ſo fuͤrtrefflich zu Geſicht ſtand. Ich hatte jedoch den Hut kaum beyſeite gebracht, als die Perſonen, nach ih¬ rer Weltſitte, den Scherz ſogleich fallen lie¬ ßen, und durch den beſten Wein aus ihrem Flaſchenkeller Schlaf, Mismuth und das An¬
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falls hinter den Stuhl ſtellte, und mir nicht
traͤumen ließ, daß ich durch mein Betragen
ihre Andacht auf eine ſehr luſtige Weiſe zu
ſtoͤren gekommen ſey. Madame Fleiſcher, der
es weder an Geiſt und Witz, noch an Zunge
fehlte, erſuchte die Fremden, noch ehe man
ſich ſetzte, ſie moͤchten nicht auffallend finden,
was ſie hier mit Augen ſaͤhen; der junge
Reiſegefaͤhrte habe große Anlange zum Quaͤ¬
ker, welche Gott und den Koͤnig nicht beſſer
zu verehren glaubten, als mit bedecktem Haup¬
te. Die ſchoͤne Dame, die ſich des Lachens
nicht enthalten konnte, ward dadurch nur noch
ſchoͤner, und ich haͤtte alles in der Welt dar¬
um gegeben, nicht Urſache an einer Heiter¬
keit geweſen zu ſeyn, die ihr ſo fuͤrtrefflich zu
Geſicht ſtand. Ich hatte jedoch den Hut kaum
beyſeite gebracht, als die Perſonen, nach ih¬
rer Weltſitte, den Scherz ſogleich fallen lie¬
ßen, und durch den beſten Wein aus ihrem
Flaſchenkeller Schlaf, Mismuth und das An¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/77>, abgerufen am 24.11.2024.
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