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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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genossen zu haben. Ich ging nunmehr in
dem Garten auf und ab; alles hatte bisher
den besten Erfolg gehabt, doch holte ich tief
Athem, wenn ich dachte, daß die jungen Leu¬
te nun bald herankommen würden. Aber un¬
vermuthet trat die Mutter zu mir und wollte
eben eine Frage an mich thun, als sie mir
ins Gesicht sah, das ich nicht mehr verber¬
gen konnte, und ihr das Wort im Munde
stockte. -- Ich suche Georgen, sagte sie nach
einer Pause, und wen finde ich! Sind Sie
es, junger Herr? wie viel Gestalten haben
Sie denn? -- Im Ernst nur Eine, versetzte
ich, zum Scherz soviel Sie wollen. -- Den
will ich nicht verderben, lächelte sie; gehen
Sie hinten zum Garten hinaus und auf der
Wiese hin, bis es Mittag schlägt, dann keh¬
ren Sie zurück und ich will den Spaß schon
eingeleitet haben. Ich that's; allein da ich
aus den Hecken der Dorfgärten heraus war
und die Wiesen hingehen wollte, kamen ge¬

genoſſen zu haben. Ich ging nunmehr in
dem Garten auf und ab; alles hatte bisher
den beſten Erfolg gehabt, doch holte ich tief
Athem, wenn ich dachte, daß die jungen Leu¬
te nun bald herankommen wuͤrden. Aber un¬
vermuthet trat die Mutter zu mir und wollte
eben eine Frage an mich thun, als ſie mir
ins Geſicht ſah, das ich nicht mehr verber¬
gen konnte, und ihr das Wort im Munde
ſtockte. — Ich ſuche Georgen, ſagte ſie nach
einer Pauſe, und wen finde ich! Sind Sie
es, junger Herr? wie viel Geſtalten haben
Sie denn? — Im Ernſt nur Eine, verſetzte
ich, zum Scherz ſoviel Sie wollen. — Den
will ich nicht verderben, laͤchelte ſie; gehen
Sie hinten zum Garten hinaus und auf der
Wieſe hin, bis es Mittag ſchlaͤgt, dann keh¬
ren Sie zuruͤck und ich will den Spaß ſchon
eingeleitet haben. Ich that's; allein da ich
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[556/0564] genoſſen zu haben. Ich ging nunmehr in dem Garten auf und ab; alles hatte bisher den beſten Erfolg gehabt, doch holte ich tief Athem, wenn ich dachte, daß die jungen Leu¬ te nun bald herankommen wuͤrden. Aber un¬ vermuthet trat die Mutter zu mir und wollte eben eine Frage an mich thun, als ſie mir ins Geſicht ſah, das ich nicht mehr verber¬ gen konnte, und ihr das Wort im Munde ſtockte. — Ich ſuche Georgen, ſagte ſie nach einer Pauſe, und wen finde ich! Sind Sie es, junger Herr? wie viel Geſtalten haben Sie denn? — Im Ernſt nur Eine, verſetzte ich, zum Scherz ſoviel Sie wollen. — Den will ich nicht verderben, laͤchelte ſie; gehen Sie hinten zum Garten hinaus und auf der Wieſe hin, bis es Mittag ſchlaͤgt, dann keh¬ ren Sie zuruͤck und ich will den Spaß ſchon eingeleitet haben. Ich that's; allein da ich aus den Hecken der Dorfgaͤrten heraus war und die Wieſen hingehen wollte, kamen ge¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/564>, abgerufen am 23.11.2024.