Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

uns genau nach der Gewinnung und Reini¬
gung dieses so nöthigen Materials, und als
wir große Haufen eines weißen, fetten, locke¬
ren, erdigen Wesens bemerkten und dessen
Nutzen erforschten, antworteten die Arbeiter
lächelnd, es sey der Schaum, der sich beym
Alaunsieden obenauf werfe, und den Herr
Stauf sammeln lasse, weil er denselben
gleichfalls hoffe zu Gute zu machen. -- Lebt
Herr Stauf noch? rief mein Begleiter ver¬
wundert aus. Man bejahte es und versicher¬
te, daß wir, nach unserm Reiseplan, nicht
weit von seiner einsamen Wohnung vorbey¬
kommen würden.

Unser Weg ging nunmehr an den Rinnen
hinauf, in welchen das Alaunwasser herunter¬
geleitet wird, und an dem vornehmsten Stol¬
len vorbey, den sie die Landgrube nennen,
woraus die berühmten Dutweiler Steinkohlen
gezogen werden. Sie haben, wenn sie trocken
sind, die blaue Farbe eines dunkel angelaufe¬

uns genau nach der Gewinnung und Reini¬
gung dieſes ſo noͤthigen Materials, und als
wir große Haufen eines weißen, fetten, locke¬
ren, erdigen Weſens bemerkten und deſſen
Nutzen erforſchten, antworteten die Arbeiter
laͤchelnd, es ſey der Schaum, der ſich beym
Alaunſieden obenauf werfe, und den Herr
Stauf ſammeln laſſe, weil er denſelben
gleichfalls hoffe zu Gute zu machen. — Lebt
Herr Stauf noch? rief mein Begleiter ver¬
wundert aus. Man bejahte es und verſicher¬
te, daß wir, nach unſerm Reiſeplan, nicht
weit von ſeiner einſamen Wohnung vorbey¬
kommen wuͤrden.

Unſer Weg ging nunmehr an den Rinnen
hinauf, in welchen das Alaunwaſſer herunter¬
geleitet wird, und an dem vornehmſten Stol¬
len vorbey, den ſie die Landgrube nennen,
woraus die beruͤhmten Dutweiler Steinkohlen
gezogen werden. Sie haben, wenn ſie trocken
ſind, die blaue Farbe eines dunkel angelaufe¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0511" n="503"/>
uns genau nach der Gewinnung und Reini¬<lb/>
gung die&#x017F;es &#x017F;o no&#x0364;thigen Materials, und als<lb/>
wir große Haufen eines weißen, fetten, locke¬<lb/>
ren, erdigen We&#x017F;ens bemerkten und de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Nutzen erfor&#x017F;chten, antworteten die Arbeiter<lb/>
la&#x0364;chelnd, es &#x017F;ey der Schaum, der &#x017F;ich beym<lb/>
Alaun&#x017F;ieden obenauf werfe, und den Herr<lb/><hi rendition="#g">Stauf</hi> &#x017F;ammeln la&#x017F;&#x017F;e, weil er den&#x017F;elben<lb/>
gleichfalls hoffe zu Gute zu machen. &#x2014; Lebt<lb/>
Herr Stauf noch? rief mein Begleiter ver¬<lb/>
wundert aus. Man bejahte es und ver&#x017F;icher¬<lb/>
te, daß wir, nach un&#x017F;erm Rei&#x017F;eplan, nicht<lb/>
weit von &#x017F;einer ein&#x017F;amen Wohnung vorbey¬<lb/>
kommen wu&#x0364;rden.</p><lb/>
        <p>Un&#x017F;er Weg ging nunmehr an den Rinnen<lb/>
hinauf, in welchen das Alaunwa&#x017F;&#x017F;er herunter¬<lb/>
geleitet wird, und an dem vornehm&#x017F;ten Stol¬<lb/>
len vorbey, den &#x017F;ie die Landgrube nennen,<lb/>
woraus die beru&#x0364;hmten Dutweiler Steinkohlen<lb/>
gezogen werden. Sie haben, wenn &#x017F;ie trocken<lb/>
&#x017F;ind, die blaue Farbe eines dunkel angelaufe¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[503/0511] uns genau nach der Gewinnung und Reini¬ gung dieſes ſo noͤthigen Materials, und als wir große Haufen eines weißen, fetten, locke¬ ren, erdigen Weſens bemerkten und deſſen Nutzen erforſchten, antworteten die Arbeiter laͤchelnd, es ſey der Schaum, der ſich beym Alaunſieden obenauf werfe, und den Herr Stauf ſammeln laſſe, weil er denſelben gleichfalls hoffe zu Gute zu machen. — Lebt Herr Stauf noch? rief mein Begleiter ver¬ wundert aus. Man bejahte es und verſicher¬ te, daß wir, nach unſerm Reiſeplan, nicht weit von ſeiner einſamen Wohnung vorbey¬ kommen wuͤrden. Unſer Weg ging nunmehr an den Rinnen hinauf, in welchen das Alaunwaſſer herunter¬ geleitet wird, und an dem vornehmſten Stol¬ len vorbey, den ſie die Landgrube nennen, woraus die beruͤhmten Dutweiler Steinkohlen gezogen werden. Sie haben, wenn ſie trocken ſind, die blaue Farbe eines dunkel angelaufe¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/511
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/511>, abgerufen am 16.08.2024.