begünstigte Menschen vorwärts zu bringen und ihnen den Weg zu erleichtern, hat einen deutschen Mann verherrlicht, der, in Absicht auf Würde die er sich selbst gab, wohl als der Zweyte, in Absicht aber auf lebendige Wirkung, als der Erste genannt werden darf. Niemanden wird entgehen, daß hier Gleim gemeynt sey. Im Besitz einer zwar dunkeln, aber einträglichen Stelle, wohnhaft an ei¬ nem wohlgelegenen, nicht allzugroßen, durch militarische, bürgerliche, litterarische Betrieb¬ samkeit belebten Orte, von wo die Einkünfte einer großen und reichen Stiftung ausgingen, nicht ohne daß ein Theil derselben zum Vor¬ theil des Platzes zurückblieb, fühlte er einen lebhaften productiven Trieb in sich, der je¬ doch bey aller Stärke ihm nicht ganz genüg¬ te, deswegen er sich einem andern vielleicht mächtigern Triebe hingab, dem nämlich. An¬ dere etwas hervorbringen zu machen. Beyde Thätigkeiten flochten sich während seines gan¬ zen langen Lebens unablässig durch einander.
beguͤnſtigte Menſchen vorwaͤrts zu bringen und ihnen den Weg zu erleichtern, hat einen deutſchen Mann verherrlicht, der, in Abſicht auf Wuͤrde die er ſich ſelbſt gab, wohl als der Zweyte, in Abſicht aber auf lebendige Wirkung, als der Erſte genannt werden darf. Niemanden wird entgehen, daß hier Gleim gemeynt ſey. Im Beſitz einer zwar dunkeln, aber eintraͤglichen Stelle, wohnhaft an ei¬ nem wohlgelegenen, nicht allzugroßen, durch militariſche, buͤrgerliche, litterariſche Betrieb¬ ſamkeit belebten Orte, von wo die Einkuͤnfte einer großen und reichen Stiftung ausgingen, nicht ohne daß ein Theil derſelben zum Vor¬ theil des Platzes zuruͤckblieb, fuͤhlte er einen lebhaften productiven Trieb in ſich, der je¬ doch bey aller Staͤrke ihm nicht ganz genuͤg¬ te, deswegen er ſich einem andern vielleicht maͤchtigern Triebe hingab, dem naͤmlich. An¬ dere etwas hervorbringen zu machen. Beyde Thaͤtigkeiten flochten ſich waͤhrend ſeines gan¬ zen langen Lebens unablaͤſſig durch einander.
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beguͤnſtigte Menſchen vorwaͤrts zu bringen und
ihnen den Weg zu erleichtern, hat einen
deutſchen Mann verherrlicht, der, in Abſicht
auf Wuͤrde die er ſich ſelbſt gab, wohl als
der Zweyte, in Abſicht aber auf lebendige
Wirkung, als der Erſte genannt werden darf.
Niemanden wird entgehen, daß hier Gleim
gemeynt ſey. Im Beſitz einer zwar dunkeln,
aber eintraͤglichen Stelle, wohnhaft an ei¬
nem wohlgelegenen, nicht allzugroßen, durch
militariſche, buͤrgerliche, litterariſche Betrieb¬
ſamkeit belebten Orte, von wo die Einkuͤnfte
einer großen und reichen Stiftung ausgingen,
nicht ohne daß ein Theil derſelben zum Vor¬
theil des Platzes zuruͤckblieb, fuͤhlte er einen
lebhaften productiven Trieb in ſich, der je¬
doch bey aller Staͤrke ihm nicht ganz genuͤg¬
te, deswegen er ſich einem andern vielleicht
maͤchtigern Triebe hingab, dem naͤmlich. An¬
dere etwas hervorbringen zu machen. Beyde
Thaͤtigkeiten flochten ſich waͤhrend ſeines gan¬
zen langen Lebens unablaͤſſig durch einander.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/462>, abgerufen am 22.11.2024.
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