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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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er auf einer Flute-douce uns etwas Faßli¬
ches im Dreyviertel-Tact vor, und wir be¬
wegten uns darnach so gut wir konnten. Auf
dem französischen Theater hatte ich gleichfalls
von Jugend auf wo nicht Ballette doch So¬
lo's und Pas-de-deux gesehn und mir davon
mancherley wunderliche Bewegungen der Füsse
und allerley Sprünge gemerkt. Wenn wir nun
der Menuet genug hatten, so ersuchte ich den
Vater um andere Tanzmusiken, dergleichen die
Notenbücher in ihren Giguen und Murkis
reichlich darboten; und ich erfand mir so¬
gleich die Schritte und übrigen Bewegun¬
gen dazu, indem der Tact meinen Gliedern
ganz gemäß und mit denselben geboren war.
Dieß belustigte meinen Vater bis auf einen
gewissen Grad, ja er machte sich und uns
manchmal den Spaß, die Affen auf diese
Weise tanzen zu lassen. Nach meinem Un¬
fall mit Gretchen und während meines gan¬
zen Aufenthalts in Leipzig kam ich nicht
wieder auf den Plan; vielmehr weiß ich

er auf einer Flute-douce uns etwas Faßli¬
ches im Dreyviertel-Tact vor, und wir be¬
wegten uns darnach ſo gut wir konnten. Auf
dem franzoͤſiſchen Theater hatte ich gleichfalls
von Jugend auf wo nicht Ballette doch So¬
lo's und Pas-de-deux geſehn und mir davon
mancherley wunderliche Bewegungen der Fuͤſſe
und allerley Spruͤnge gemerkt. Wenn wir nun
der Menuet genug hatten, ſo erſuchte ich den
Vater um andere Tanzmuſiken, dergleichen die
Notenbuͤcher in ihren Giguen und Murkis
reichlich darboten; und ich erfand mir ſo¬
gleich die Schritte und uͤbrigen Bewegun¬
gen dazu, indem der Tact meinen Gliedern
ganz gemaͤß und mit denſelben geboren war.
Dieß beluſtigte meinen Vater bis auf einen
gewiſſen Grad, ja er machte ſich und uns
manchmal den Spaß, die Affen auf dieſe
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fall mit Gretchen und waͤhrend meines gan¬
zen Aufenthalts in Leipzig kam ich nicht
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[426/0434] er auf einer Flute-douce uns etwas Faßli¬ ches im Dreyviertel-Tact vor, und wir be¬ wegten uns darnach ſo gut wir konnten. Auf dem franzoͤſiſchen Theater hatte ich gleichfalls von Jugend auf wo nicht Ballette doch So¬ lo's und Pas-de-deux geſehn und mir davon mancherley wunderliche Bewegungen der Fuͤſſe und allerley Spruͤnge gemerkt. Wenn wir nun der Menuet genug hatten, ſo erſuchte ich den Vater um andere Tanzmuſiken, dergleichen die Notenbuͤcher in ihren Giguen und Murkis reichlich darboten; und ich erfand mir ſo¬ gleich die Schritte und uͤbrigen Bewegun¬ gen dazu, indem der Tact meinen Gliedern ganz gemaͤß und mit denſelben geboren war. Dieß beluſtigte meinen Vater bis auf einen gewiſſen Grad, ja er machte ſich und uns manchmal den Spaß, die Affen auf dieſe Weiſe tanzen zu laſſen. Nach meinem Un¬ fall mit Gretchen und waͤhrend meines gan¬ zen Aufenthalts in Leipzig kam ich nicht wieder auf den Plan; vielmehr weiß ich

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/434>, abgerufen am 28.11.2024.