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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812.

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ten und einer Legation anzugehören schien.
Er lud mich ein, Abends in einen Gasthof
zu kommen, wo sich eine muntere Gesellschaft
versammle, und wo man, indem jeder eine
mäßige Zeche bezahlte, einige ganz vergnügte
Stunden zubringen könne.

Ich fand mich ein, ohne die Gesellschaft
anzutreffen, und der Kellner setzte mich eini¬
germaßen in Verwunderung, als er mir von
dem Herrn, der mich bestellt, ein Compli¬
ment ausrichtete, wodurch dieser eine Ent¬
schuldigung, daß er etwas später kommen
werde, an mich gelangen ließ, mit dem
Zusatze, ich sollte mich an nichts stoßen was
vorgehe, auch werde ich nichts weiter als
meine eigne Zeche zu bezahlen haben. Ich
wußte nicht, was ich aus diesen Worten ma¬
chen sollte, aber die Spinneweben meines
Vaters fielen mir ein, und ich faßte mich, um
zu erwarten, was da kommen möchte. Die
Gesellschaft versammelte sich, mein Bekannter

ten und einer Legation anzugehoͤren ſchien.
Er lud mich ein, Abends in einen Gaſthof
zu kommen, wo ſich eine muntere Geſellſchaft
verſammle, und wo man, indem jeder eine
maͤßige Zeche bezahlte, einige ganz vergnuͤgte
Stunden zubringen koͤnne.

Ich fand mich ein, ohne die Geſellſchaft
anzutreffen, und der Kellner ſetzte mich eini¬
germaßen in Verwunderung, als er mir von
dem Herrn, der mich beſtellt, ein Compli¬
ment ausrichtete, wodurch dieſer eine Ent¬
ſchuldigung, daß er etwas ſpaͤter kommen
werde, an mich gelangen ließ, mit dem
Zuſatze, ich ſollte mich an nichts ſtoßen was
vorgehe, auch werde ich nichts weiter als
meine eigne Zeche zu bezahlen haben. Ich
wußte nicht, was ich aus dieſen Worten ma¬
chen ſollte, aber die Spinneweben meines
Vaters fielen mir ein, und ich faßte mich, um
zu erwarten, was da kommen moͤchte. Die
Geſellſchaft verſammelte ſich, mein Bekannter

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[262/0270] ten und einer Legation anzugehoͤren ſchien. Er lud mich ein, Abends in einen Gaſthof zu kommen, wo ſich eine muntere Geſellſchaft verſammle, und wo man, indem jeder eine maͤßige Zeche bezahlte, einige ganz vergnuͤgte Stunden zubringen koͤnne. Ich fand mich ein, ohne die Geſellſchaft anzutreffen, und der Kellner ſetzte mich eini¬ germaßen in Verwunderung, als er mir von dem Herrn, der mich beſtellt, ein Compli¬ ment ausrichtete, wodurch dieſer eine Ent¬ ſchuldigung, daß er etwas ſpaͤter kommen werde, an mich gelangen ließ, mit dem Zuſatze, ich ſollte mich an nichts ſtoßen was vorgehe, auch werde ich nichts weiter als meine eigne Zeche zu bezahlen haben. Ich wußte nicht, was ich aus dieſen Worten ma¬ chen ſollte, aber die Spinneweben meines Vaters fielen mir ein, und ich faßte mich, um zu erwarten, was da kommen moͤchte. Die Geſellſchaft verſammelte ſich, mein Bekannter

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 2. Tübingen, 1812, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben02_1812/270>, abgerufen am 25.11.2024.