Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.kein Geschäft als das mir mein Vater und Zwar ward ich manchen hohen und vor¬ kein Geſchaͤft als das mir mein Vater und Zwar ward ich manchen hohen und vor¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0487" n="471"/> kein Geſchaͤft als das mir mein Vater und<lb/> Herr von Koͤnigsthal auftrugen, wodurch ich<lb/> freylich den innern Gang der Dinge gewahr<lb/> ward. Ich hatte keine Neigung als zu<lb/> Gretchen, und keine andre Abſicht als nur<lb/> alles recht gut zu ſehen und zu faſſen, um<lb/> es mit ihr wiederholen und ihr erklaͤren zu<lb/> koͤnnen. Ja ich beſchrieb oft, indem ein ſol¬<lb/> cher Zug vorbey ging, dieſen Zug halb laut<lb/> vor mir ſelbſt, um mich alles Einzelnen zu<lb/> verſichern, und dieſer Aufmerkſamkeit und<lb/> Genauigkeit wegen von meiner Schoͤnen<lb/> gelobt zu werden; und nur als eine Zugabe<lb/> betrachtete ich den Beyfall und die Aner¬<lb/> kennung der Anderen.</p><lb/> <p>Zwar ward ich manchen hohen und vor¬<lb/> nehmen Perſonen vorgeſtellt; aber theils<lb/> hatte Niemand Zeit ſich um andere zu bekuͤm¬<lb/> mern, und theils wiſſen auch Aeltere nicht<lb/> gleich, wie ſie ſich mit einem jungen Menſchen<lb/> unterhalten und ihn pruͤfen ſollen. Ich von<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [471/0487]
kein Geſchaͤft als das mir mein Vater und
Herr von Koͤnigsthal auftrugen, wodurch ich
freylich den innern Gang der Dinge gewahr
ward. Ich hatte keine Neigung als zu
Gretchen, und keine andre Abſicht als nur
alles recht gut zu ſehen und zu faſſen, um
es mit ihr wiederholen und ihr erklaͤren zu
koͤnnen. Ja ich beſchrieb oft, indem ein ſol¬
cher Zug vorbey ging, dieſen Zug halb laut
vor mir ſelbſt, um mich alles Einzelnen zu
verſichern, und dieſer Aufmerkſamkeit und
Genauigkeit wegen von meiner Schoͤnen
gelobt zu werden; und nur als eine Zugabe
betrachtete ich den Beyfall und die Aner¬
kennung der Anderen.
Zwar ward ich manchen hohen und vor¬
nehmen Perſonen vorgeſtellt; aber theils
hatte Niemand Zeit ſich um andere zu bekuͤm¬
mern, und theils wiſſen auch Aeltere nicht
gleich, wie ſie ſich mit einem jungen Menſchen
unterhalten und ihn pruͤfen ſollen. Ich von
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |