jeder in einem prächtigen Staatswagen. Un¬ mittelbar hinter Chur-Mainz kündigten zehn kaiserliche Laufer, ein und vierzig Lakeyen und acht Heiducken die Majestäten selbst an. Der prächtigste Staatswagen, auch im Rücken mit einem ganzen Spiegelglas versehen mit Malerey, Lackirung, Schnitzwerk und Ver¬ goldung ausgeziert, mit rothem gestickten Sammt obenher und inwendig bezogen, ließ uns ganz bequem Kaiser und König, die längst erwünschten Häupter, in aller ihrer Herrlichkeit betrachten. Man hatte den Zug einen weiten Umweg geführt, theils aus Nothwendigkeit, damit er sich nur entfalten könne, theils um ihn der großen Menge Menschen sichtbar zu machen. Er war durch Sachsenhausen, über die Brücke, die Fahr¬ gasse, sodann die Zeile hinunter gegangen, und wendete sich nach der innern Stadt durch die Catharinenpforte, ein ehmaliges Thor, und seit Erweiterung der Stadt, ein offner Durchgang. Hier hatte man glücklich bedacht,
jeder in einem praͤchtigen Staatswagen. Un¬ mittelbar hinter Chur-Mainz kuͤndigten zehn kaiſerliche Laufer, ein und vierzig Lakeyen und acht Heiducken die Majeſtaͤten ſelbſt an. Der praͤchtigſte Staatswagen, auch im Ruͤcken mit einem ganzen Spiegelglas verſehen mit Malerey, Lackirung, Schnitzwerk und Ver¬ goldung ausgeziert, mit rothem geſtickten Sammt obenher und inwendig bezogen, ließ uns ganz bequem Kaiſer und Koͤnig, die laͤngſt erwuͤnſchten Haͤupter, in aller ihrer Herrlichkeit betrachten. Man hatte den Zug einen weiten Umweg gefuͤhrt, theils aus Nothwendigkeit, damit er ſich nur entfalten koͤnne, theils um ihn der großen Menge Menſchen ſichtbar zu machen. Er war durch Sachſenhauſen, uͤber die Bruͤcke, die Fahr¬ gaſſe, ſodann die Zeile hinunter gegangen, und wendete ſich nach der innern Stadt durch die Catharinenpforte, ein ehmaliges Thor, und ſeit Erweiterung der Stadt, ein offner Durchgang. Hier hatte man gluͤcklich bedacht,
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[456/0472]
jeder in einem praͤchtigen Staatswagen. Un¬
mittelbar hinter Chur-Mainz kuͤndigten zehn
kaiſerliche Laufer, ein und vierzig Lakeyen
und acht Heiducken die Majeſtaͤten ſelbſt an.
Der praͤchtigſte Staatswagen, auch im Ruͤcken
mit einem ganzen Spiegelglas verſehen mit
Malerey, Lackirung, Schnitzwerk und Ver¬
goldung ausgeziert, mit rothem geſtickten
Sammt obenher und inwendig bezogen, ließ
uns ganz bequem Kaiſer und Koͤnig, die
laͤngſt erwuͤnſchten Haͤupter, in aller ihrer
Herrlichkeit betrachten. Man hatte den Zug
einen weiten Umweg gefuͤhrt, theils aus
Nothwendigkeit, damit er ſich nur entfalten
koͤnne, theils um ihn der großen Menge
Menſchen ſichtbar zu machen. Er war durch
Sachſenhauſen, uͤber die Bruͤcke, die Fahr¬
gaſſe, ſodann die Zeile hinunter gegangen,
und wendete ſich nach der innern Stadt durch
die Catharinenpforte, ein ehmaliges Thor,
und ſeit Erweiterung der Stadt, ein offner
Durchgang. Hier hatte man gluͤcklich bedacht,
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/472>, abgerufen am 24.11.2024.
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