Hätte man alle diese öffentlichen Feyer¬ lichkeiten von Anfang bis hieher als ein über¬ legtes Kunstwerk angesehen, so würde man nicht viel daran auszusetzen gefunden haben. Alles war gut vorbereitet; sachte fingen die öffentlichen Auftritte an und wurden immer bedeutender; die Menschen wuchsen an Zahl, die Personen an Würde, ihre Umgebungen wie sie selbst an Pracht, und so stieg es mit jedem Tage, so daß zuletzt auch ein vorberei¬ tetes gefaßtes Auge in Verwirrung gerieth.
Der Einzug des Churfürsten von Mainz, welchen ausführlicher zu beschreiben wir abge¬ lehnt, war prächtig und imposant genug, um in der Einbildungskraft eines vorzüglichen Mannes die Ankunft eines großen geweissag¬ ten Weltherrschers zu bedeuten. Auch wir waren dadurch nicht wenig geblendet worden. Nun aber spannte sich unsere Erwartung aufs höchste, als es hieß, der Kaiser und der künftige König näherten sich der Stadt.
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Haͤtte man alle dieſe oͤffentlichen Feyer¬ lichkeiten von Anfang bis hieher als ein uͤber¬ legtes Kunſtwerk angeſehen, ſo wuͤrde man nicht viel daran auszuſetzen gefunden haben. Alles war gut vorbereitet; ſachte fingen die oͤffentlichen Auftritte an und wurden immer bedeutender; die Menſchen wuchſen an Zahl, die Perſonen an Wuͤrde, ihre Umgebungen wie ſie ſelbſt an Pracht, und ſo ſtieg es mit jedem Tage, ſo daß zuletzt auch ein vorberei¬ tetes gefaßtes Auge in Verwirrung gerieth.
Der Einzug des Churfuͤrſten von Mainz, welchen ausfuͤhrlicher zu beſchreiben wir abge¬ lehnt, war praͤchtig und impoſant genug, um in der Einbildungskraft eines vorzuͤglichen Mannes die Ankunft eines großen geweiſſag¬ ten Weltherrſchers zu bedeuten. Auch wir waren dadurch nicht wenig geblendet worden. Nun aber ſpannte ſich unſere Erwartung aufs hoͤchſte, als es hieß, der Kaiſer und der kuͤnftige Koͤnig naͤherten ſich der Stadt.
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Haͤtte man alle dieſe oͤffentlichen Feyer¬
lichkeiten von Anfang bis hieher als ein uͤber¬
legtes Kunſtwerk angeſehen, ſo wuͤrde man
nicht viel daran auszuſetzen gefunden haben.
Alles war gut vorbereitet; ſachte fingen die
oͤffentlichen Auftritte an und wurden immer
bedeutender; die Menſchen wuchſen an Zahl,
die Perſonen an Wuͤrde, ihre Umgebungen
wie ſie ſelbſt an Pracht, und ſo ſtieg es mit
jedem Tage, ſo daß zuletzt auch ein vorberei¬
tetes gefaßtes Auge in Verwirrung gerieth.
Der Einzug des Churfuͤrſten von Mainz,
welchen ausfuͤhrlicher zu beſchreiben wir abge¬
lehnt, war praͤchtig und impoſant genug,
um in der Einbildungskraft eines vorzuͤglichen
Mannes die Ankunft eines großen geweiſſag¬
ten Weltherrſchers zu bedeuten. Auch wir
waren dadurch nicht wenig geblendet worden.
Nun aber ſpannte ſich unſere Erwartung aufs
hoͤchſte, als es hieß, der Kaiſer und der
kuͤnftige Koͤnig naͤherten ſich der Stadt.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/467>, abgerufen am 13.06.2024.
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