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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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kaum ist Hagar dem Hausherrn vertraut,
kaum ist Hoffnung zu einem Sohne; so
zeigt sich der Zwiespalt im Hause. Die Frau
begegnet ihrer eignen Beschützten übel genug,
und Hagar flieht, um bey andern Horden
einen bessern Zustand zu finden. Nicht ohne
höheren Wink kehrt sie zurück, und Ismael
wird geboren.

Abraham ist nun neun und neunzig Jahr
alt, und die Verheißungen einer zahlreichen
Nachkommenschaft werden noch immer wie¬
derholt, so daß am Ende beyde Gatten sie
lächerlich finden. Und doch wird Sara zuletzt
guter Hoffnung und bringt einen Sohn, dem
der Name Isaak zu Theil wird.

Auf gesetzmäßiger Fortpflanzung des Men¬
schengeschlechts ruht größtentheils die Geschichte.
Die bedeutendsten Weltbegebenheiten ist man
bis in die Geheimnisse der Familien zu ver¬
folgen genöthigt; und so geben uns auch die

kaum iſt Hagar dem Hausherrn vertraut,
kaum iſt Hoffnung zu einem Sohne; ſo
zeigt ſich der Zwieſpalt im Hauſe. Die Frau
begegnet ihrer eignen Beſchuͤtzten uͤbel genug,
und Hagar flieht, um bey andern Horden
einen beſſern Zuſtand zu finden. Nicht ohne
hoͤheren Wink kehrt ſie zuruͤck, und Ismael
wird geboren.

Abraham iſt nun neun und neunzig Jahr
alt, und die Verheißungen einer zahlreichen
Nachkommenſchaft werden noch immer wie¬
derholt, ſo daß am Ende beyde Gatten ſie
laͤcherlich finden. Und doch wird Sara zuletzt
guter Hoffnung und bringt einen Sohn, dem
der Name Iſaak zu Theil wird.

Auf geſetzmaͤßiger Fortpflanzung des Men¬
ſchengeſchlechts ruht groͤßtentheils die Geſchichte.
Die bedeutendſten Weltbegebenheiten iſt man
bis in die Geheimniſſe der Familien zu ver¬
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[310/0326] kaum iſt Hagar dem Hausherrn vertraut, kaum iſt Hoffnung zu einem Sohne; ſo zeigt ſich der Zwieſpalt im Hauſe. Die Frau begegnet ihrer eignen Beſchuͤtzten uͤbel genug, und Hagar flieht, um bey andern Horden einen beſſern Zuſtand zu finden. Nicht ohne hoͤheren Wink kehrt ſie zuruͤck, und Ismael wird geboren. Abraham iſt nun neun und neunzig Jahr alt, und die Verheißungen einer zahlreichen Nachkommenſchaft werden noch immer wie¬ derholt, ſo daß am Ende beyde Gatten ſie laͤcherlich finden. Und doch wird Sara zuletzt guter Hoffnung und bringt einen Sohn, dem der Name Iſaak zu Theil wird. Auf geſetzmaͤßiger Fortpflanzung des Men¬ ſchengeſchlechts ruht groͤßtentheils die Geſchichte. Die bedeutendſten Weltbegebenheiten iſt man bis in die Geheimniſſe der Familien zu ver¬ folgen genoͤthigt; und ſo geben uns auch die

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/326>, abgerufen am 22.11.2024.