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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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"Der hat hier nicht mitzusprechen."

Man sollte den braven Mann doch auch
hören.

"Nun was würde er denn sagen?"

Herr Königs-Lieutenant! würde er sagen:
Ihr habt so lange mit so viel dunklen, un¬
willigen, ungeschickten Menschen Geduld ge¬
habt, wenn sie es Euch nur nicht gar zu arg
machten. Dieser hat's freylich sehr arg ge¬
macht; aber gewinnt es über Euch, Herr
Königs-Lieutenant! und Jedermann wird Euch
deswegen loben und preisen.

"Ihr wißt, daß ich eure Possen manch¬
mal leiden kann; aber misbraucht nicht mein
Wohlwollen. Diese Menschen sind sie denn
ganz verblendet? Hätten wir die Schlacht
verloren, in diesem Augenblick, was würde
ihr Schicksal seyn? Wir schlagen uns bis

„Der hat hier nicht mitzuſprechen.“

Man ſollte den braven Mann doch auch
hoͤren.

„Nun was wuͤrde er denn ſagen?“

Herr Koͤnigs-Lieutenant! wuͤrde er ſagen:
Ihr habt ſo lange mit ſo viel dunklen, un¬
willigen, ungeſchickten Menſchen Geduld ge¬
habt, wenn ſie es Euch nur nicht gar zu arg
machten. Dieſer hat's freylich ſehr arg ge¬
macht; aber gewinnt es uͤber Euch, Herr
Koͤnigs-Lieutenant! und Jedermann wird Euch
deswegen loben und preiſen.

„Ihr wißt, daß ich eure Poſſen manch¬
mal leiden kann; aber misbraucht nicht mein
Wohlwollen. Dieſe Menſchen ſind ſie denn
ganz verblendet? Haͤtten wir die Schlacht
verloren, in dieſem Augenblick, was wuͤrde
ihr Schickſal ſeyn? Wir ſchlagen uns bis

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[234/0250] „Der hat hier nicht mitzuſprechen.“ Man ſollte den braven Mann doch auch hoͤren. „Nun was wuͤrde er denn ſagen?“ Herr Koͤnigs-Lieutenant! wuͤrde er ſagen: Ihr habt ſo lange mit ſo viel dunklen, un¬ willigen, ungeſchickten Menſchen Geduld ge¬ habt, wenn ſie es Euch nur nicht gar zu arg machten. Dieſer hat's freylich ſehr arg ge¬ macht; aber gewinnt es uͤber Euch, Herr Koͤnigs-Lieutenant! und Jedermann wird Euch deswegen loben und preiſen. „Ihr wißt, daß ich eure Poſſen manch¬ mal leiden kann; aber misbraucht nicht mein Wohlwollen. Dieſe Menſchen ſind ſie denn ganz verblendet? Haͤtten wir die Schlacht verloren, in dieſem Augenblick, was wuͤrde ihr Schickſal ſeyn? Wir ſchlagen uns bis

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/250>, abgerufen am 20.05.2024.