Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite

fälliges zu Stande kommen. Zudem war er
genöthigt gewesen, über das Maß seiner Fi¬
guren hinaus zu gehen. Seine Bäume hatten
Wahrheit, aber ein kleinliches Blätterwerk.
Er war ein Schüler von Brinkmann, des¬
sen Pinsel in Staffeleygemälden nicht zu
schelten ist.

Schütz, der Landschaftmaler, fand sich
vielleicht am besten in die Sache. Die Rhein¬
gegenden hatte er ganz in seiner Gewalt, so wie
den sonnigen Ton, der sie in der schönen Jah¬
reszeit belebt. Er war nicht ganz ungewohnt,
in einem größern Maßstabe zu arbeiten, und
auch da ließ er es an Ausführung und Hal¬
tung nicht fehlen. Er lieferte sehr heitre
Bilder.

Trautmann rembrandisirte einige Auf¬
erweckungswunder des neuen Testaments, und
zündete nebenher Dörfer und Mühlen an.
Auch ihm war, wie ich aus den Aufrissen

faͤlliges zu Stande kommen. Zudem war er
genoͤthigt geweſen, uͤber das Maß ſeiner Fi¬
guren hinaus zu gehen. Seine Baͤume hatten
Wahrheit, aber ein kleinliches Blaͤtterwerk.
Er war ein Schuͤler von Brinkmann, deſ¬
ſen Pinſel in Staffeleygemaͤlden nicht zu
ſchelten iſt.

Schuͤtz, der Landſchaftmaler, fand ſich
vielleicht am beſten in die Sache. Die Rhein¬
gegenden hatte er ganz in ſeiner Gewalt, ſo wie
den ſonnigen Ton, der ſie in der ſchoͤnen Jah¬
reszeit belebt. Er war nicht ganz ungewohnt,
in einem groͤßern Maßſtabe zu arbeiten, und
auch da ließ er es an Ausfuͤhrung und Hal¬
tung nicht fehlen. Er lieferte ſehr heitre
Bilder.

Trautmann rembrandiſirte einige Auf¬
erweckungswunder des neuen Teſtaments, und
zuͤndete nebenher Doͤrfer und Muͤhlen an.
Auch ihm war, wie ich aus den Aufriſſen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0214" n="198"/>
fa&#x0364;lliges zu Stande kommen. Zudem war er<lb/>
geno&#x0364;thigt gewe&#x017F;en, u&#x0364;ber das Maß &#x017F;einer Fi¬<lb/>
guren hinaus zu gehen. Seine Ba&#x0364;ume hatten<lb/>
Wahrheit, aber ein kleinliches Bla&#x0364;tterwerk.<lb/>
Er war ein Schu&#x0364;ler von <hi rendition="#g">Brinkmann</hi>, de&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;en Pin&#x017F;el in Staffeleygema&#x0364;lden nicht zu<lb/>
&#x017F;chelten i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Schu&#x0364;tz</hi>, der Land&#x017F;chaftmaler, fand &#x017F;ich<lb/>
vielleicht am be&#x017F;ten in die Sache. Die Rhein¬<lb/>
gegenden hatte er ganz in &#x017F;einer Gewalt, &#x017F;o wie<lb/>
den &#x017F;onnigen Ton, der &#x017F;ie in der &#x017F;cho&#x0364;nen Jah¬<lb/>
reszeit belebt. Er war nicht ganz ungewohnt,<lb/>
in einem gro&#x0364;ßern Maß&#x017F;tabe zu arbeiten, und<lb/>
auch da ließ er es an Ausfu&#x0364;hrung und Hal¬<lb/>
tung nicht fehlen. Er lieferte &#x017F;ehr heitre<lb/>
Bilder.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Trautmann</hi> rembrandi&#x017F;irte einige Auf¬<lb/>
erweckungswunder des neuen Te&#x017F;taments, und<lb/>
zu&#x0364;ndete nebenher Do&#x0364;rfer und Mu&#x0364;hlen an.<lb/>
Auch ihm war, wie ich aus den Aufri&#x017F;&#x017F;en<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0214] faͤlliges zu Stande kommen. Zudem war er genoͤthigt geweſen, uͤber das Maß ſeiner Fi¬ guren hinaus zu gehen. Seine Baͤume hatten Wahrheit, aber ein kleinliches Blaͤtterwerk. Er war ein Schuͤler von Brinkmann, deſ¬ ſen Pinſel in Staffeleygemaͤlden nicht zu ſchelten iſt. Schuͤtz, der Landſchaftmaler, fand ſich vielleicht am beſten in die Sache. Die Rhein¬ gegenden hatte er ganz in ſeiner Gewalt, ſo wie den ſonnigen Ton, der ſie in der ſchoͤnen Jah¬ reszeit belebt. Er war nicht ganz ungewohnt, in einem groͤßern Maßſtabe zu arbeiten, und auch da ließ er es an Ausfuͤhrung und Hal¬ tung nicht fehlen. Er lieferte ſehr heitre Bilder. Trautmann rembrandiſirte einige Auf¬ erweckungswunder des neuen Teſtaments, und zuͤndete nebenher Doͤrfer und Muͤhlen an. Auch ihm war, wie ich aus den Aufriſſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/214
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/214>, abgerufen am 17.05.2024.