eine Welt- und Menschenansicht daraus gebildet, und wie er sie, wenn er Künst¬ ler, Dichter, Schriftsteller ist, wieder nach außen abgespiegelt. Hiezu wird aber ein kaum Erreichbares gefordert, daß nämlich das Individuum sich und sein Jahrhundert kenne, sich, in wiefern es unter allen Umständen dasselbe ge¬ blieben, das Jahrhundert, als welches sowohl den willigen als unwilligen mit sich fortreißt, bestimmt und bildet, der¬ gestalt daß man wohl sagen kann, ein Jeder, nur zehn Jahre früher oder spä¬ ter geboren, dürfte, was seine eigene Bildung und die Wirkung nach außen betrifft, ein ganz anderer geworden seyn.
Auf diesem Wege, aus dergleichen Betrachtungen und Versuchen, aus sol¬
eine Welt- und Menſchenanſicht daraus gebildet, und wie er ſie, wenn er Kuͤnſt¬ ler, Dichter, Schriftſteller iſt, wieder nach außen abgeſpiegelt. Hiezu wird aber ein kaum Erreichbares gefordert, daß naͤmlich das Individuum ſich und ſein Jahrhundert kenne, ſich, in wiefern es unter allen Umſtaͤnden daſſelbe ge¬ blieben, das Jahrhundert, als welches ſowohl den willigen als unwilligen mit ſich fortreißt, beſtimmt und bildet, der¬ geſtalt daß man wohl ſagen kann, ein Jeder, nur zehn Jahre fruͤher oder ſpaͤ¬ ter geboren, duͤrfte, was ſeine eigene Bildung und die Wirkung nach außen betrifft, ein ganz anderer geworden ſeyn.
Auf dieſem Wege, aus dergleichen Betrachtungen und Verſuchen, aus ſol¬
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[XI/0017]
eine Welt- und Menſchenanſicht daraus
gebildet, und wie er ſie, wenn er Kuͤnſt¬
ler, Dichter, Schriftſteller iſt, wieder
nach außen abgeſpiegelt. Hiezu wird
aber ein kaum Erreichbares gefordert,
daß naͤmlich das Individuum ſich und
ſein Jahrhundert kenne, ſich, in wiefern
es unter allen Umſtaͤnden daſſelbe ge¬
blieben, das Jahrhundert, als welches
ſowohl den willigen als unwilligen mit
ſich fortreißt, beſtimmt und bildet, der¬
geſtalt daß man wohl ſagen kann, ein
Jeder, nur zehn Jahre fruͤher oder ſpaͤ¬
ter geboren, duͤrfte, was ſeine eigene
Bildung und die Wirkung nach außen
betrifft, ein ganz anderer geworden ſeyn.
Auf dieſem Wege, aus dergleichen
Betrachtungen und Verſuchen, aus ſol¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/17>, abgerufen am 18.12.2024.
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