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Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811.

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riere hin und wieder rennend sich endlich ge¬
gen die Mauer, ich weiß nicht wie, verloren.
Meine schöne Gegnerinn war das kaum ge¬
wahr worden, als sie in ein lautes Weinen
und Jammern ausbrach und rief: daß ich ihr
einen unersetzlichen Verlust zugefügt, der weit
größer sey, als es sich aussprechen lasse. Ich
aber, der ich schon erboßt war, freute mich
ihr etwas zu Leide zu thun, und warf noch
ein paar mir übrig gebliebene Achatkugeln
blindlings mit Gewalt unter ihren Heerhau¬
fen. Unglücklicherweise traf ich die Köni¬
ginn, die bisher bey unserm regelmäßigen
Spiel ausgenommen gewesen. Sie sprang
in Stücken, und ihre nächsten Adjutanten
wurden auch zerschmettert; aber schnell stell¬
ten sie sich wieder her und nahmen Reißaus
wie die ersten, galoppirten sehr lustig unter
den Linden herum und verloren sich gegen
die Mauer.

Meine Gegnerinn schalt und schimpfte;

riere hin und wieder rennend ſich endlich ge¬
gen die Mauer, ich weiß nicht wie, verloren.
Meine ſchoͤne Gegnerinn war das kaum ge¬
wahr worden, als ſie in ein lautes Weinen
und Jammern ausbrach und rief: daß ich ihr
einen unerſetzlichen Verluſt zugefuͤgt, der weit
groͤßer ſey, als es ſich ausſprechen laſſe. Ich
aber, der ich ſchon erboßt war, freute mich
ihr etwas zu Leide zu thun, und warf noch
ein paar mir uͤbrig gebliebene Achatkugeln
blindlings mit Gewalt unter ihren Heerhau¬
fen. Ungluͤcklicherweiſe traf ich die Koͤni¬
ginn, die bisher bey unſerm regelmaͤßigen
Spiel ausgenommen geweſen. Sie ſprang
in Stuͤcken, und ihre naͤchſten Adjutanten
wurden auch zerſchmettert; aber ſchnell ſtell¬
ten ſie ſich wieder her und nahmen Reißaus
wie die erſten, galoppirten ſehr luſtig unter
den Linden herum und verloren ſich gegen
die Mauer.

Meine Gegnerinn ſchalt und ſchimpfte;

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[130/0146] riere hin und wieder rennend ſich endlich ge¬ gen die Mauer, ich weiß nicht wie, verloren. Meine ſchoͤne Gegnerinn war das kaum ge¬ wahr worden, als ſie in ein lautes Weinen und Jammern ausbrach und rief: daß ich ihr einen unerſetzlichen Verluſt zugefuͤgt, der weit groͤßer ſey, als es ſich ausſprechen laſſe. Ich aber, der ich ſchon erboßt war, freute mich ihr etwas zu Leide zu thun, und warf noch ein paar mir uͤbrig gebliebene Achatkugeln blindlings mit Gewalt unter ihren Heerhau¬ fen. Ungluͤcklicherweiſe traf ich die Koͤni¬ ginn, die bisher bey unſerm regelmaͤßigen Spiel ausgenommen geweſen. Sie ſprang in Stuͤcken, und ihre naͤchſten Adjutanten wurden auch zerſchmettert; aber ſchnell ſtell¬ ten ſie ſich wieder her und nahmen Reißaus wie die erſten, galoppirten ſehr luſtig unter den Linden herum und verloren ſich gegen die Mauer. Meine Gegnerinn ſchalt und ſchimpfte;

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Bd. 1. Tübingen, 1811, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_leben01_1811/146>, abgerufen am 24.11.2024.