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Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787.

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Iphigenie auf Tauris
Wenn es in stillen Abendschatten ruhend
Der Jüngling mit dem Ton der Harfe schlürft;
Und was wir thun ist, wie es ihnen war,
Voll Müh' und eitel Stückwerk!
So laufen wir nach dem was vor uns flieht,
Und achten nicht des Weges den wir treten,
Und sehen neben uns der Ahnherrn Tritte
Und ihres Erdelebens Spuren kaum.
Wir eilen immer ihrem Schatten nach,
Der göttergleich in einer weiten Ferne
Der Berge Haupt auf goldnen Wolken krönt.
Ich halte nichts von dem, der von sich denkt
Wie ihn das Volk vielleicht erheben möchte.
Allein, o Jüngling, danke du den Göttern,
Daß sie so früh durch dich so viel gethan.
Orest.
Wenn sie dem Menschen frohe That bescheren,
Daß er ein Unheil von den Seinen wendet,
Daß er sein Reich vermehrt, die Gränzen sichert,
Und alte Feinde fallen oder fliehn;
Dann mag er danken! denn ihm hat ein Gott
Des Lebens erste, letzte Lust gegönn[ - 1 Zeichen fehlt].
Iphigenie auf Tauris
Wenn es in ſtillen Abendſchatten ruhend
Der Jüngling mit dem Ton der Harfe ſchlürft;
Und was wir thun iſt, wie es ihnen war,
Voll Müh’ und eitel Stückwerk!
So laufen wir nach dem was vor uns flieht,
Und achten nicht des Weges den wir treten,
Und ſehen neben uns der Ahnherrn Tritte
Und ihres Erdelebens Spuren kaum.
Wir eilen immer ihrem Schatten nach,
Der göttergleich in einer weiten Ferne
Der Berge Haupt auf goldnen Wolken krönt.
Ich halte nichts von dem, der von ſich denkt
Wie ihn das Volk vielleicht erheben möchte.
Allein, o Jüngling, danke du den Göttern,
Daß ſie ſo früh durch dich ſo viel gethan.
Oreſt.
Wenn ſie dem Menſchen frohe That beſcheren,
Daß er ein Unheil von den Seinen wendet,
Daß er ſein Reich vermehrt, die Gränzen ſichert,
Und alte Feinde fallen oder fliehn;
Dann mag er danken! denn ihm hat ein Gott
Des Lebens erſte, letzte Luſt gegönn[ – 1 Zeichen fehlt].
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[42/0051] Iphigenie auf Tauris Wenn es in ſtillen Abendſchatten ruhend Der Jüngling mit dem Ton der Harfe ſchlürft; Und was wir thun iſt, wie es ihnen war, Voll Müh’ und eitel Stückwerk! So laufen wir nach dem was vor uns flieht, Und achten nicht des Weges den wir treten, Und ſehen neben uns der Ahnherrn Tritte Und ihres Erdelebens Spuren kaum. Wir eilen immer ihrem Schatten nach, Der göttergleich in einer weiten Ferne Der Berge Haupt auf goldnen Wolken krönt. Ich halte nichts von dem, der von ſich denkt Wie ihn das Volk vielleicht erheben möchte. Allein, o Jüngling, danke du den Göttern, Daß ſie ſo früh durch dich ſo viel gethan. Oreſt. Wenn ſie dem Menſchen frohe That beſcheren, Daß er ein Unheil von den Seinen wendet, Daß er ſein Reich vermehrt, die Gränzen ſichert, Und alte Feinde fallen oder fliehn; Dann mag er danken! denn ihm hat ein Gott Des Lebens erſte, letzte Luſt gegönn_.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Iphigenie auf Tauris. Leipzig, 1787, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_iphigenie_1787/51>, abgerufen am 27.11.2024.