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Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

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Franz. Es wird Nacht, soll ich die Pferde satteln?
Weislingen. Sie will mich nicht sehn!
Franz. Wann befehlen Jhro Gnaden die Pferde?
Weislingen. Es ist zu spät! Wir bleiben hier.
Franz. Gott sey Dank. (Franz ab.)
Weislingen. Du bleibst! Sey auf deiner Hut,
die Versuchung ist groß. Mein Pferd scheute wie
ich zum Schloßthor herein wollte, mein guter Geist
stellte sich ihm entgegen, er kannte die Gefahren die
mein hier warteten. Doch ist's nicht recht, die vie-
len Geschäfte die ich dem Bischoff unvollendet lie-
gen ließ, nicht wenigstens so zu ordnen daß ein
Nachfolger da anfangen kann, wo ich's gelassen
habe. Das kann ich doch alle thun, unbeschadet
Berlichingens und unserer Verbindung. Denn hal-
ten sollen sie mich hier nicht -- Wäre doch besser
gewesen, wenn ich nicht gekommen wäre. Aber ich
will fort -- morgen oder übermorgen.
(gehn ab.)
Jm Spessart.


Götz. Selbitz. Georg.
Selbitz. Jhr seht, es ist gegangen wie ich ge-
sagt habe.

Götz.
F 2


Franz. Es wird Nacht, ſoll ich die Pferde ſatteln?
Weislingen. Sie will mich nicht ſehn!
Franz. Wann befehlen Jhro Gnaden die Pferde?
Weislingen. Es iſt zu ſpaͤt! Wir bleiben hier.
Franz. Gott ſey Dank. (Franz ab.)
Weislingen. Du bleibſt! Sey auf deiner Hut,
die Verſuchung iſt groß. Mein Pferd ſcheute wie
ich zum Schloßthor herein wollte, mein guter Geiſt
ſtellte ſich ihm entgegen, er kannte die Gefahren die
mein hier warteten. Doch iſt’s nicht recht, die vie-
len Geſchaͤfte die ich dem Biſchoff unvollendet lie-
gen ließ, nicht wenigſtens ſo zu ordnen daß ein
Nachfolger da anfangen kann, wo ich’s gelaſſen
habe. Das kann ich doch alle thun, unbeſchadet
Berlichingens und unſerer Verbindung. Denn hal-
ten ſollen ſie mich hier nicht — Waͤre doch beſſer
geweſen, wenn ich nicht gekommen waͤre. Aber ich
will fort — morgen oder uͤbermorgen.
(gehn ab.)
Jm Speſſart.


Goͤtz. Selbitz. Georg.
Selbitz. Jhr ſeht, es iſt gegangen wie ich ge-
ſagt habe.

Goͤtz.
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[83/0087] Franz. Es wird Nacht, ſoll ich die Pferde ſatteln? Weislingen. Sie will mich nicht ſehn! Franz. Wann befehlen Jhro Gnaden die Pferde? Weislingen. Es iſt zu ſpaͤt! Wir bleiben hier. Franz. Gott ſey Dank. (Franz ab.) Weislingen. Du bleibſt! Sey auf deiner Hut, die Verſuchung iſt groß. Mein Pferd ſcheute wie ich zum Schloßthor herein wollte, mein guter Geiſt ſtellte ſich ihm entgegen, er kannte die Gefahren die mein hier warteten. Doch iſt’s nicht recht, die vie- len Geſchaͤfte die ich dem Biſchoff unvollendet lie- gen ließ, nicht wenigſtens ſo zu ordnen daß ein Nachfolger da anfangen kann, wo ich’s gelaſſen habe. Das kann ich doch alle thun, unbeſchadet Berlichingens und unſerer Verbindung. Denn hal- ten ſollen ſie mich hier nicht — Waͤre doch beſſer geweſen, wenn ich nicht gekommen waͤre. Aber ich will fort — morgen oder uͤbermorgen. (gehn ab.) Jm Speſſart. Goͤtz. Selbitz. Georg. Selbitz. Jhr ſeht, es iſt gegangen wie ich ge- ſagt habe. Goͤtz. F 2

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/87>, abgerufen am 03.05.2024.