Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

Bild:
<< vorherige Seite


Liebetraut. Das ist eine weitläufige Commis-
sion.
Adelheid. Kennt ihr mich so wenig, oder seyd
ihr so jung, um nicht zu wissen in welchem Ton
ihr mit Weislingen von mir zu reden habt.
Liebetraut. Jm Ton einer Wachtelpfeife, denk
ich.
Adelheid. Jhr werdet nie gescheid werden!
Liebetraut. Wird man das, gnädige Frau?
Bischoff. Geht, geht. Nehmt das beste Pferd
aus meinem Stall, wählt euch Knechte, und schafft
mir ihn her.
Liebetraut. Wenn ich ihn nicht herbanne, so
sagt: ein altes Weib das Warzen und Sommer-
flecken vertreibt, verstehe mehr von der Sympathie
als ich.
Bischoff. Was wird das helfen! Der Berli-
chingen hat ihn ganz eingenommen. Wenn er her-
kommt wird er wieder fort wollen.
Liebetraut. Wollen, das ist keine Frage, aber
ob er kann. Der Händedruck eines Fürsten, und
das Lächeln einer schönen Frau! Da reißt sich kein
Weis-
E 2


Liebetraut. Das iſt eine weitlaͤufige Commiſ-
ſion.
Adelheid. Kennt ihr mich ſo wenig, oder ſeyd
ihr ſo jung, um nicht zu wiſſen in welchem Ton
ihr mit Weislingen von mir zu reden habt.
Liebetraut. Jm Ton einer Wachtelpfeife, denk
ich.
Adelheid. Jhr werdet nie geſcheid werden!
Liebetraut. Wird man das, gnaͤdige Frau?
Biſchoff. Geht, geht. Nehmt das beſte Pferd
aus meinem Stall, waͤhlt euch Knechte, und ſchafft
mir ihn her.
Liebetraut. Wenn ich ihn nicht herbanne, ſo
ſagt: ein altes Weib das Warzen und Sommer-
flecken vertreibt, verſtehe mehr von der Sympathie
als ich.
Biſchoff. Was wird das helfen! Der Berli-
chingen hat ihn ganz eingenommen. Wenn er her-
kommt wird er wieder fort wollen.
Liebetraut. Wollen, das iſt keine Frage, aber
ob er kann. Der Haͤndedruck eines Fuͤrſten, und
das Laͤcheln einer ſchoͤnen Frau! Da reißt ſich kein
Weis-
E 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#ADE">
          <pb facs="#f0071" n="67"/>
          <fw place="top" type="header">
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </fw>
        </sp>
        <sp who="#LIE">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Liebetraut.</hi> </speaker>
          <p>Das i&#x017F;t eine weitla&#x0364;ufige Commi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ion.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADE">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Adelheid.</hi> </speaker>
          <p>Kennt ihr mich &#x017F;o wenig, oder &#x017F;eyd<lb/>
ihr &#x017F;o jung, um nicht zu wi&#x017F;&#x017F;en in welchem Ton<lb/>
ihr mit Weislingen von mir zu reden habt.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#LIE">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Liebetraut.</hi> </speaker>
          <p>Jm Ton einer Wachtelpfeife, denk<lb/>
ich.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ADE">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Adelheid.</hi> </speaker>
          <p>Jhr werdet nie ge&#x017F;cheid werden!</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#LIE">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Liebetraut.</hi> </speaker>
          <p>Wird man das, gna&#x0364;dige Frau?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#BIS">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Bi&#x017F;choff.</hi> </speaker>
          <p>Geht, geht. Nehmt das be&#x017F;te Pferd<lb/>
aus meinem Stall, wa&#x0364;hlt euch Knechte, und &#x017F;chafft<lb/>
mir ihn her.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#LIE">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Liebetraut.</hi> </speaker>
          <p>Wenn ich ihn nicht herbanne, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;agt: ein altes Weib das Warzen und Sommer-<lb/>
flecken vertreibt, ver&#x017F;tehe mehr von der Sympathie<lb/>
als ich.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#BIS">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Bi&#x017F;choff.</hi> </speaker>
          <p>Was wird das helfen! Der Berli-<lb/>
chingen hat ihn ganz eingenommen. Wenn er her-<lb/>
kommt wird er wieder fort wollen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#LIE">
          <speaker> <hi rendition="#fr">Liebetraut.</hi> </speaker>
          <p>Wollen, das i&#x017F;t keine Frage, aber<lb/>
ob er kann. Der Ha&#x0364;ndedruck eines Fu&#x0364;r&#x017F;ten, und<lb/>
das La&#x0364;cheln einer &#x017F;cho&#x0364;nen Frau! Da reißt &#x017F;ich kein<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Weis-</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0071] Liebetraut. Das iſt eine weitlaͤufige Commiſ- ſion. Adelheid. Kennt ihr mich ſo wenig, oder ſeyd ihr ſo jung, um nicht zu wiſſen in welchem Ton ihr mit Weislingen von mir zu reden habt. Liebetraut. Jm Ton einer Wachtelpfeife, denk ich. Adelheid. Jhr werdet nie geſcheid werden! Liebetraut. Wird man das, gnaͤdige Frau? Biſchoff. Geht, geht. Nehmt das beſte Pferd aus meinem Stall, waͤhlt euch Knechte, und ſchafft mir ihn her. Liebetraut. Wenn ich ihn nicht herbanne, ſo ſagt: ein altes Weib das Warzen und Sommer- flecken vertreibt, verſtehe mehr von der Sympathie als ich. Biſchoff. Was wird das helfen! Der Berli- chingen hat ihn ganz eingenommen. Wenn er her- kommt wird er wieder fort wollen. Liebetraut. Wollen, das iſt keine Frage, aber ob er kann. Der Haͤndedruck eines Fuͤrſten, und das Laͤcheln einer ſchoͤnen Frau! Da reißt ſich kein Weis- E 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/71
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/71>, abgerufen am 03.05.2024.