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Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

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Götz. Sollten wir nicht hoffen, daß mehr sol-
cher Fürsten auf einmal herrschen können, und
Verehrung des Kaysers, Fried und Freundschaft
der Nachbarn, und der Unterthanen Lieb, der kost-
barste Familien Schatz seyn wird der auf Enkel
und Urenkel erbt. Jeder würde das Seinige erhal-
ten und in sich selbst vermehren, statt daß sie jetzo
nicht zuzunehmen glauben, wenn sie nicht andere
verderben.
Georg. Würden wir hernach auch reiten?
Götz. Wollte Gott es gäbe keine unruhige
Köpfe in ganz Deutschland, wir würden deswegen
noch zu thun genug finden. Wir wollten die Ge-
bürge von Wölfen säubern, wollten unserm ruhig
ackernden Nachbar einen Braten aus dem Wald
holen, und dafür die Suppe mit ihm essen. Wär
uns das nicht genug, wir wollten uns mit unsern
Brüdern gleich Cherubs mit flammenden Schwerd-
ten, vor die Gränzen des Reichs gegen die Wölfe
die Türken, gegen die Füchse die Franzosen lagern,
und zugleich unsers theuern Kaysers sehr ausgesetzte
Länder und die Ruhe des Ganzen beschützen. Das
wäre ein Leben Georg! wenn man seine Haut vor
die allgemeine Glückseligkeit setzte.
(Georg springt
auf.)

Götz.


Goͤtz. Sollten wir nicht hoffen, daß mehr ſol-
cher Fuͤrſten auf einmal herrſchen koͤnnen, und
Verehrung des Kayſers, Fried und Freundſchaft
der Nachbarn, und der Unterthanen Lieb, der koſt-
barſte Familien Schatz ſeyn wird der auf Enkel
und Urenkel erbt. Jeder wuͤrde das Seinige erhal-
ten und in ſich ſelbſt vermehren, ſtatt daß ſie jetzo
nicht zuzunehmen glauben, wenn ſie nicht andere
verderben.
Georg. Wuͤrden wir hernach auch reiten?
Goͤtz. Wollte Gott es gaͤbe keine unruhige
Koͤpfe in ganz Deutſchland, wir wuͤrden deswegen
noch zu thun genug finden. Wir wollten die Ge-
buͤrge von Woͤlfen ſaͤubern, wollten unſerm ruhig
ackernden Nachbar einen Braten aus dem Wald
holen, und dafuͤr die Suppe mit ihm eſſen. Waͤr
uns das nicht genug, wir wollten uns mit unſern
Bruͤdern gleich Cherubs mit flammenden Schwerd-
ten, vor die Graͤnzen des Reichs gegen die Woͤlfe
die Tuͤrken, gegen die Fuͤchſe die Franzoſen lagern,
und zugleich unſers theuern Kayſers ſehr ausgeſetzte
Laͤnder und die Ruhe des Ganzen beſchuͤtzen. Das
waͤre ein Leben Georg! wenn man ſeine Haut vor
die allgemeine Gluͤckſeligkeit ſetzte.
(Georg ſpringt
auf.)

Goͤtz.
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[140/0144] Goͤtz. Sollten wir nicht hoffen, daß mehr ſol- cher Fuͤrſten auf einmal herrſchen koͤnnen, und Verehrung des Kayſers, Fried und Freundſchaft der Nachbarn, und der Unterthanen Lieb, der koſt- barſte Familien Schatz ſeyn wird der auf Enkel und Urenkel erbt. Jeder wuͤrde das Seinige erhal- ten und in ſich ſelbſt vermehren, ſtatt daß ſie jetzo nicht zuzunehmen glauben, wenn ſie nicht andere verderben. Georg. Wuͤrden wir hernach auch reiten? Goͤtz. Wollte Gott es gaͤbe keine unruhige Koͤpfe in ganz Deutſchland, wir wuͤrden deswegen noch zu thun genug finden. Wir wollten die Ge- buͤrge von Woͤlfen ſaͤubern, wollten unſerm ruhig ackernden Nachbar einen Braten aus dem Wald holen, und dafuͤr die Suppe mit ihm eſſen. Waͤr uns das nicht genug, wir wollten uns mit unſern Bruͤdern gleich Cherubs mit flammenden Schwerd- ten, vor die Graͤnzen des Reichs gegen die Woͤlfe die Tuͤrken, gegen die Fuͤchſe die Franzoſen lagern, und zugleich unſers theuern Kayſers ſehr ausgeſetzte Laͤnder und die Ruhe des Ganzen beſchuͤtzen. Das waͤre ein Leben Georg! wenn man ſeine Haut vor die allgemeine Gluͤckſeligkeit ſetzte. (Georg ſpringt auf.) Goͤtz.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/144>, abgerufen am 24.11.2024.