Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773. Braut Vater. Ach, da macht alles hohle Pföt- gen. Der Assessor allein, Gott verzeihs ihm, hat mir achtzehn Goldgulden abgenommen. Bräutigam. Wer? Braut Vater. Wer anders als der Sapupi. Götz. Das ist schändlich. Braut Vater. Wohl, ich mußt ihm zwanzig erlegen. Und da ich sie ihm hingezahlt hatte, in sei- nem Gartenhauß, das fürtreflich ist, im großen Saal, wollt mir vor Wehmuth fast das Herz bre- chen. Denn seht, eines Haus und Hof steht gut, aber wo soll baar Geld herkommen. Jch stund da, Gott weiß wie mir's war. Jch hatte keinen rothen Heller Reisegeld im Sack. Endlich nahm ich mir's Herz und stellts ihm vor. Nun er sah daß mir's Wasser an die Seele gieng, da warf er mir zwey davon zurück, und schickt mich fort. Bräutigam. Es ist nicht möglich! Der Sapupi. Braut Vater. Wie stellst du dich! Freylich! Kein andrer! Bräutigam. Den soll der Teufel hohlen, er hat mir auch fünfzehn Goldgülden abgenommen. Braut Vater. Verflucht! Selbitz.
Braut Vater. Ach, da macht alles hohle Pfoͤt- gen. Der Aſſeſſor allein, Gott verzeihs ihm, hat mir achtzehn Goldgulden abgenommen. Braͤutigam. Wer? Braut Vater. Wer anders als der Sapupi. Goͤtz. Das iſt ſchaͤndlich. Braut Vater. Wohl, ich mußt ihm zwanzig erlegen. Und da ich ſie ihm hingezahlt hatte, in ſei- nem Gartenhauß, das fuͤrtreflich iſt, im großen Saal, wollt mir vor Wehmuth faſt das Herz bre- chen. Denn ſeht, eines Haus und Hof ſteht gut, aber wo ſoll baar Geld herkommen. Jch ſtund da, Gott weiß wie mir’s war. Jch hatte keinen rothen Heller Reiſegeld im Sack. Endlich nahm ich mir’s Herz und ſtellts ihm vor. Nun er ſah daß mir’s Waſſer an die Seele gieng, da warf er mir zwey davon zuruͤck, und ſchickt mich fort. Braͤutigam. Es iſt nicht moͤglich! Der Sapupi. Braut Vater. Wie ſtellſt du dich! Freylich! Kein andrer! Braͤutigam. Den ſoll der Teufel hohlen, er hat mir auch fuͤnfzehn Goldguͤlden abgenommen. Braut Vater. Verflucht! Selbitz.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#GOETZ"> <pb facs="#f0098" n="94"/> <fw place="top" type="header"> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </fw> </sp> <sp who="#BRAV"> <speaker> <hi rendition="#fr">Braut Vater.</hi> </speaker> <p>Ach, da macht alles hohle Pfoͤt-<lb/> gen. Der Aſſeſſor allein, Gott verzeihs ihm, hat<lb/> mir achtzehn Goldgulden abgenommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#BRAEU"> <speaker> <hi rendition="#fr">Braͤutigam.</hi> </speaker> <p>Wer?</p> </sp><lb/> <sp who="#BRAV"> <speaker> <hi rendition="#fr">Braut Vater.</hi> </speaker> <p>Wer anders als der Sapupi.</p> </sp><lb/> <sp who="#GOETZ"> <speaker> <hi rendition="#fr">Goͤtz.</hi> </speaker> <p>Das iſt ſchaͤndlich.</p> </sp><lb/> <sp who="#BRAV"> <speaker> <hi rendition="#fr">Braut Vater.</hi> </speaker> <p>Wohl, ich mußt ihm zwanzig<lb/> erlegen. Und da ich ſie ihm hingezahlt hatte, in ſei-<lb/> nem Gartenhauß, das fuͤrtreflich iſt, im großen<lb/> Saal, wollt mir vor Wehmuth faſt das Herz bre-<lb/> chen. Denn ſeht, eines Haus und Hof ſteht gut,<lb/> aber wo ſoll baar Geld herkommen. Jch ſtund da,<lb/> Gott weiß wie mir’s war. Jch hatte keinen rothen<lb/> Heller Reiſegeld im Sack. Endlich nahm ich mir’s<lb/> Herz und ſtellts ihm vor. Nun er ſah daß mir’s<lb/> Waſſer an die Seele gieng, da warf er mir zwey<lb/> davon zuruͤck, und ſchickt mich fort.</p> </sp><lb/> <sp who="#BRAEU"> <speaker> <hi rendition="#fr">Braͤutigam.</hi> </speaker> <p>Es iſt nicht moͤglich! Der Sapupi.</p> </sp><lb/> <sp who="#BRAV"> <speaker> <hi rendition="#fr">Braut Vater.</hi> </speaker> <p>Wie ſtellſt du dich! Freylich!<lb/> Kein andrer!</p> </sp><lb/> <sp who="#BRAEU"> <speaker> <hi rendition="#fr">Braͤutigam.</hi> </speaker> <p>Den ſoll der Teufel hohlen, er hat<lb/> mir auch fuͤnfzehn Goldguͤlden abgenommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#BRAV"> <speaker> <hi rendition="#fr">Braut Vater.</hi> </speaker> <p>Verflucht!</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Selbitz.</fw><lb/> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [94/0098]
Braut Vater. Ach, da macht alles hohle Pfoͤt-
gen. Der Aſſeſſor allein, Gott verzeihs ihm, hat
mir achtzehn Goldgulden abgenommen.
Braͤutigam. Wer?
Braut Vater. Wer anders als der Sapupi.
Goͤtz. Das iſt ſchaͤndlich.
Braut Vater. Wohl, ich mußt ihm zwanzig
erlegen. Und da ich ſie ihm hingezahlt hatte, in ſei-
nem Gartenhauß, das fuͤrtreflich iſt, im großen
Saal, wollt mir vor Wehmuth faſt das Herz bre-
chen. Denn ſeht, eines Haus und Hof ſteht gut,
aber wo ſoll baar Geld herkommen. Jch ſtund da,
Gott weiß wie mir’s war. Jch hatte keinen rothen
Heller Reiſegeld im Sack. Endlich nahm ich mir’s
Herz und ſtellts ihm vor. Nun er ſah daß mir’s
Waſſer an die Seele gieng, da warf er mir zwey
davon zuruͤck, und ſchickt mich fort.
Braͤutigam. Es iſt nicht moͤglich! Der Sapupi.
Braut Vater. Wie ſtellſt du dich! Freylich!
Kein andrer!
Braͤutigam. Den ſoll der Teufel hohlen, er hat
mir auch fuͤnfzehn Goldguͤlden abgenommen.
Braut Vater. Verflucht!
Selbitz.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |