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Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773.

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du würdest mich nicht mit Gefälligkeit, Gleichgül-
tigkeit und Verachtung so unbarmherzig hin und her
zerrissen haben -- Du lächelst! -- Nach dem
übereilten Schritt wieder mit mir selbst einig zu wer-
den, kostete mehr als einen Tag. Wider den Men-
schen zu arbeiten, dessen Andenken so lebhaft neu in
Liebe bey mir ist.
Adelheid. Wunderlicher Mann, der du den
lieben kannst, den du beneidest! Das ist als wenn
ich meinem Feinde Proviant zuführte.
Weislingen. Jch fühls wohl es gilt hier kein
Säumen. Er ist berichtet, daß ich wieder Weislin-
gen bin, und er wird sich seines Vortheils über
uns ersehen. Auch Adelheid sind wir nicht so träg
als du meynst. Unsere Reuter sind verstärkt und
wachsam, unsere Unterhandlungen gehen fort, und
der Reichstag zu Augsburg soll hoffentlich unsere
Projekte zur Reife bringen.
Adelheid. Jhr geht ihn?
Weislingen. Wenn ich Eine Hoffnung mit neh-
nehmen könnte!
(er küßt ihre Hand.)
Adelheid. O ihr Unglaubigen. Jmmer Zei-
chen und Wunder! Geh Weislingen und vollende
das


du wuͤrdeſt mich nicht mit Gefaͤlligkeit, Gleichguͤl-
tigkeit und Verachtung ſo unbarmherzig hin und her
zerriſſen haben — Du laͤchelſt! — Nach dem
uͤbereilten Schritt wieder mit mir ſelbſt einig zu wer-
den, koſtete mehr als einen Tag. Wider den Men-
ſchen zu arbeiten, deſſen Andenken ſo lebhaft neu in
Liebe bey mir iſt.
Adelheid. Wunderlicher Mann, der du den
lieben kannſt, den du beneideſt! Das iſt als wenn
ich meinem Feinde Proviant zufuͤhrte.
Weislingen. Jch fuͤhls wohl es gilt hier kein
Saͤumen. Er iſt berichtet, daß ich wieder Weislin-
gen bin, und er wird ſich ſeines Vortheils uͤber
uns erſehen. Auch Adelheid ſind wir nicht ſo traͤg
als du meynſt. Unſere Reuter ſind verſtaͤrkt und
wachſam, unſere Unterhandlungen gehen fort, und
der Reichstag zu Augsburg ſoll hoffentlich unſere
Projekte zur Reife bringen.
Adelheid. Jhr geht ihn?
Weislingen. Wenn ich Eine Hoffnung mit neh-
nehmen koͤnnte!
(er kuͤßt ihre Hand.)
Adelheid. O ihr Unglaubigen. Jmmer Zei-
chen und Wunder! Geh Weislingen und vollende
das
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[90/0094] du wuͤrdeſt mich nicht mit Gefaͤlligkeit, Gleichguͤl- tigkeit und Verachtung ſo unbarmherzig hin und her zerriſſen haben — Du laͤchelſt! — Nach dem uͤbereilten Schritt wieder mit mir ſelbſt einig zu wer- den, koſtete mehr als einen Tag. Wider den Men- ſchen zu arbeiten, deſſen Andenken ſo lebhaft neu in Liebe bey mir iſt. Adelheid. Wunderlicher Mann, der du den lieben kannſt, den du beneideſt! Das iſt als wenn ich meinem Feinde Proviant zufuͤhrte. Weislingen. Jch fuͤhls wohl es gilt hier kein Saͤumen. Er iſt berichtet, daß ich wieder Weislin- gen bin, und er wird ſich ſeines Vortheils uͤber uns erſehen. Auch Adelheid ſind wir nicht ſo traͤg als du meynſt. Unſere Reuter ſind verſtaͤrkt und wachſam, unſere Unterhandlungen gehen fort, und der Reichstag zu Augsburg ſoll hoffentlich unſere Projekte zur Reife bringen. Adelheid. Jhr geht ihn? Weislingen. Wenn ich Eine Hoffnung mit neh- nehmen koͤnnte! (er kuͤßt ihre Hand.) Adelheid. O ihr Unglaubigen. Jmmer Zei- chen und Wunder! Geh Weislingen und vollende das

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. [s. l.], 1773, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_goetz_1773/94>, abgerufen am 28.12.2024.