Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Ein Fragment.
Mephistopheles.
Das ist noch lange nicht vorüber,
Ich kenn' es wohl, so klingt das ganze Buch;
Ich habe manche Zeit damit verloren,
Denn ein vollkommner Widerspruch
Bleibt gleich geheimnißvoll für Kluge wie für
Thoren.
Mein Freund, die Kunst ist alt und neu.
Es war die Art zu allen Zeiten,
Durch Drey und Eins, und Eins und Drey
Irrthum statt Wahrheit zu verbreiten.
So schwätzt und lehrt man ungestört!
Wer will sich mit den Narr'n befassen?
Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur
Worte hört,
Es müsse sich dabey doch auch was denken lassen.
Die Hexe fährt fort.
Die hohe Kraft
Der Wissenschaft,
Der ganzen Welt verborgen!
Ein Fragment.
Mephiſtopheles.
Das iſt noch lange nicht vorüber,
Ich kenn’ es wohl, ſo klingt das ganze Buch;
Ich habe manche Zeit damit verloren,
Denn ein vollkommner Widerſpruch
Bleibt gleich geheimnißvoll für Kluge wie für
Thoren.
Mein Freund, die Kunſt iſt alt und neu.
Es war die Art zu allen Zeiten,
Durch Drey und Eins, und Eins und Drey
Irrthum ſtatt Wahrheit zu verbreiten.
So ſchwätzt und lehrt man ungeſtört!
Wer will ſich mit den Narr’n befaſſen?
Gewöhnlich glaubt der Menſch, wenn er nur
Worte hört,
Es müſſe ſich dabey doch auch was denken laſſen.
Die Hexe fährt fort.
Die hohe Kraft
Der Wiſſenſchaft,
Der ganzen Welt verborgen!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0089" n="79"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Fragment</hi>.</fw><lb/>
          <sp who="#MEP">
            <speaker><hi rendition="#g">Mephi&#x017F;topheles</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Das i&#x017F;t noch lange nicht vorüber,<lb/>
Ich kenn&#x2019; es wohl, &#x017F;o klingt das ganze Buch;<lb/>
Ich habe manche Zeit damit verloren,<lb/>
Denn ein vollkommner Wider&#x017F;pruch<lb/>
Bleibt gleich geheimnißvoll für Kluge wie für<lb/>
Thoren.<lb/>
Mein Freund, die Kun&#x017F;t i&#x017F;t alt und neu.<lb/>
Es war die Art zu allen Zeiten,<lb/>
Durch Drey und Eins, und Eins und Drey<lb/>
Irrthum &#x017F;tatt Wahrheit zu verbreiten.<lb/>
So &#x017F;chwätzt und lehrt man unge&#x017F;tört!<lb/>
Wer will &#x017F;ich mit den Narr&#x2019;n befa&#x017F;&#x017F;en?<lb/>
Gewöhnlich glaubt der Men&#x017F;ch, wenn er nur<lb/>
Worte hört,<lb/>
Es mü&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich dabey doch auch was denken la&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HEX">
            <speaker> <hi rendition="#g">Die Hexe</hi> </speaker>
            <stage>fährt fort.</stage><lb/>
            <p>Die hohe Kraft<lb/>
Der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft,<lb/>
Der ganzen Welt verborgen!<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0089] Ein Fragment. Mephiſtopheles. Das iſt noch lange nicht vorüber, Ich kenn’ es wohl, ſo klingt das ganze Buch; Ich habe manche Zeit damit verloren, Denn ein vollkommner Widerſpruch Bleibt gleich geheimnißvoll für Kluge wie für Thoren. Mein Freund, die Kunſt iſt alt und neu. Es war die Art zu allen Zeiten, Durch Drey und Eins, und Eins und Drey Irrthum ſtatt Wahrheit zu verbreiten. So ſchwätzt und lehrt man ungeſtört! Wer will ſich mit den Narr’n befaſſen? Gewöhnlich glaubt der Menſch, wenn er nur Worte hört, Es müſſe ſich dabey doch auch was denken laſſen. Die Hexe fährt fort. Die hohe Kraft Der Wiſſenſchaft, Der ganzen Welt verborgen!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790/89
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790/89>, abgerufen am 21.11.2024.