Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790.Ein Fragment. Die Schifflein herüber hinüber schießen,Die Fäden ungesehen fließen, Ein Schlag tausend Verbindungen schlägt: Der Philosoph der tritt herein, Und beweis't euch, es müßt' so seyn. Das Erst' wär' so, das Zweyte so, Und drum das Dritt' und Vierte so; Und wenn das Erst' und Zweyt' nicht wär', Das Dritt' und Viert' wär' nimmermehr. Das preisen die Schüler aller Orten, Sind aber keine Weber geworden. Wer will 'was lebendig's erkennen und be- schreiben, Sucht erst den Geist heraus zu treiben, Dann hat er die Theile in seiner Hand, Fehlt leider! nur das geistige Band. Encheiresin naturae nennt's die Chimie! Spottet ihrer selbst, und weiß nicht wie. Schüler. Kann euch nicht eben ganz verstehen. Ein Fragment. Die Schifflein herüber hinüber ſchießen,Die Fäden ungeſehen fließen, Ein Schlag tauſend Verbindungen ſchlägt: Der Philoſoph der tritt herein, Und beweiſ’t euch, es müßt’ ſo ſeyn. Das Erſt’ wär’ ſo, das Zweyte ſo, Und drum das Dritt’ und Vierte ſo; Und wenn das Erſt’ und Zweyt’ nicht wär’, Das Dritt’ und Viert’ wär’ nimmermehr. Das preiſen die Schüler aller Orten, Sind aber keine Weber geworden. Wer will ’was lebendig’s erkennen und be- ſchreiben, Sucht erſt den Geiſt heraus zu treiben, Dann hat er die Theile in ſeiner Hand, Fehlt leider! nur das geiſtige Band. Encheireſin naturae nennt’s die Chimie! Spottet ihrer ſelbſt, und weiß nicht wie. Schüler. Kann euch nicht eben ganz verſtehen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MEP"> <p><pb facs="#f0039" n="29"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Fragment</hi>.</fw><lb/> Die Schifflein herüber hinüber ſchießen,<lb/> Die Fäden ungeſehen fließen,<lb/> Ein Schlag tauſend Verbindungen ſchlägt:<lb/> Der Philoſoph der tritt herein,<lb/> Und beweiſ’t euch, es müßt’ ſo ſeyn.<lb/> Das Erſt’ wär’ ſo, das Zweyte ſo,<lb/> Und drum das Dritt’ und Vierte ſo;<lb/> Und wenn das Erſt’ und Zweyt’ nicht wär’,<lb/> Das Dritt’ und Viert’ wär’ nimmermehr.<lb/> Das preiſen die Schüler aller Orten,<lb/> Sind aber keine Weber geworden.<lb/> Wer will ’was lebendig’s erkennen und be-<lb/> ſchreiben,<lb/> Sucht erſt den Geiſt heraus zu treiben,<lb/> Dann hat er die Theile in ſeiner Hand,<lb/> Fehlt leider! nur das geiſtige Band.<lb/><hi rendition="#aq">Encheireſin naturae</hi> nennt’s die Chimie!<lb/> Spottet ihrer ſelbſt, und weiß nicht wie.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHUE"> <speaker><hi rendition="#g">Schüler</hi>.</speaker><lb/> <p>Kann euch nicht eben ganz verſtehen.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0039]
Ein Fragment.
Die Schifflein herüber hinüber ſchießen,
Die Fäden ungeſehen fließen,
Ein Schlag tauſend Verbindungen ſchlägt:
Der Philoſoph der tritt herein,
Und beweiſ’t euch, es müßt’ ſo ſeyn.
Das Erſt’ wär’ ſo, das Zweyte ſo,
Und drum das Dritt’ und Vierte ſo;
Und wenn das Erſt’ und Zweyt’ nicht wär’,
Das Dritt’ und Viert’ wär’ nimmermehr.
Das preiſen die Schüler aller Orten,
Sind aber keine Weber geworden.
Wer will ’was lebendig’s erkennen und be-
ſchreiben,
Sucht erſt den Geiſt heraus zu treiben,
Dann hat er die Theile in ſeiner Hand,
Fehlt leider! nur das geiſtige Band.
Encheireſin naturae nennt’s die Chimie!
Spottet ihrer ſelbſt, und weiß nicht wie.
Schüler.
Kann euch nicht eben ganz verſtehen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |