Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790.Faust Und seitwärts sie, mit kindlich dumpfen Sin-nen, Im Hüttchen auf dem kleinen Alpenfeld, Und all ihr häusliches Beginnen Umfangen in der kleinen Welt. Und ich, der Gottverhaßte, hatte nicht genug, Daß ich die Felsen faßte Und sie zu Trümmern schlug! Sie, ihren Frieden mußt' ich untergraben! Du, Hölle, mußtest dieses Opfer haben! Hilf, Teufel, mir die Zeit der Angst verkür- zen, Was muß geschehn, mag's gleich geschehn! Mag ihr Geschick auf mich zusammenstür- zen Und sie mit mir zu Grunde gehn! Mephistopheles. Wie's wieder siedet, wieder glüht! Geh' ein und tröste sie, du Thor! Wo so ein Köpfchen keinen Ausgang sieht, Stellt er sich gleich das Ende vor. Fauſt Und ſeitwärts ſie, mit kindlich dumpfen Sin-nen, Im Hüttchen auf dem kleinen Alpenfeld, Und all ihr häusliches Beginnen Umfangen in der kleinen Welt. Und ich, der Gottverhaßte, hatte nicht genug, Daß ich die Felſen faßte Und ſie zu Trümmern ſchlug! Sie, ihren Frieden mußt’ ich untergraben! Du, Hölle, mußteſt dieſes Opfer haben! Hilf, Teufel, mir die Zeit der Angſt verkür- zen, Was muß geſchehn, mag’s gleich geſchehn! Mag ihr Geſchick auf mich zuſammenſtür- zen Und ſie mit mir zu Grunde gehn! Mephiſtopheles. Wie’s wieder ſiedet, wieder glüht! Geh’ ein und tröſte ſie, du Thor! Wo ſo ein Köpfchen keinen Ausgang ſieht, Stellt er ſich gleich das Ende vor. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#FAU"> <p><pb facs="#f0170" n="160"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fauſt</hi></fw><lb/> Und ſeitwärts ſie, mit kindlich dumpfen Sin-<lb/> nen,<lb/> Im Hüttchen auf dem kleinen Alpenfeld,<lb/> Und all ihr häusliches Beginnen<lb/> Umfangen in der kleinen Welt.<lb/> Und ich, der Gottverhaßte, hatte nicht genug,<lb/> Daß ich die Felſen faßte<lb/> Und ſie zu Trümmern ſchlug!<lb/> Sie, ihren Frieden mußt’ ich untergraben!<lb/> Du, Hölle, mußteſt dieſes Opfer haben!<lb/> Hilf, Teufel, mir die Zeit der Angſt verkür-<lb/> zen,<lb/> Was muß geſchehn, mag’s gleich geſchehn!<lb/> Mag ihr Geſchick auf mich zuſammenſtür-<lb/> zen<lb/> Und ſie mit mir zu Grunde gehn!</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Wie’s wieder ſiedet, wieder glüht!<lb/> Geh’ ein und tröſte ſie, du Thor!<lb/> Wo ſo ein Köpfchen keinen Ausgang ſieht,<lb/> Stellt er ſich gleich das Ende vor.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0170]
Fauſt
Und ſeitwärts ſie, mit kindlich dumpfen Sin-
nen,
Im Hüttchen auf dem kleinen Alpenfeld,
Und all ihr häusliches Beginnen
Umfangen in der kleinen Welt.
Und ich, der Gottverhaßte, hatte nicht genug,
Daß ich die Felſen faßte
Und ſie zu Trümmern ſchlug!
Sie, ihren Frieden mußt’ ich untergraben!
Du, Hölle, mußteſt dieſes Opfer haben!
Hilf, Teufel, mir die Zeit der Angſt verkür-
zen,
Was muß geſchehn, mag’s gleich geſchehn!
Mag ihr Geſchick auf mich zuſammenſtür-
zen
Und ſie mit mir zu Grunde gehn!
Mephiſtopheles.
Wie’s wieder ſiedet, wieder glüht!
Geh’ ein und tröſte ſie, du Thor!
Wo ſo ein Köpfchen keinen Ausgang ſieht,
Stellt er ſich gleich das Ende vor.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790/170>, abgerufen am 27.07.2024. |