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Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790.

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Faust
Was ist das? Gott im Himmel! schau,
So was hab' ich mein' Tage nicht gesehn!
Ein Schmuck! Mit dem könnt' eine Edelfrau
Am höchsten Feiertage gehn!
Wie sollte mir die Kette stehn?
Wem mag die Herrlichkeit gehören?

Sie putzt sich damit auf und tritt vor den Spiegel.
Wenn nur die Ohrring' meine wären!
Man sieht doch gleich ganz anders drein.
Was hilft euch Schönheit, junges Blut?
Das ist wohl alles schön und gut,
Allein man läßt's auch alles seyn.
Man lobt euch halb mit Erbarmen.
Nach Golde drängt,
Am Golde hängt
Doch alles! Ach wir Armen!


Fauſt
Was iſt das? Gott im Himmel! ſchau,
So was hab’ ich mein’ Tage nicht geſehn!
Ein Schmuck! Mit dem könnt’ eine Edelfrau
Am höchſten Feiertage gehn!
Wie ſollte mir die Kette ſtehn?
Wem mag die Herrlichkeit gehören?

Sie putzt ſich damit auf und tritt vor den Spiegel.
Wenn nur die Ohrring’ meine wären!
Man ſieht doch gleich ganz anders drein.
Was hilft euch Schönheit, junges Blut?
Das iſt wohl alles ſchön und gut,
Allein man läßt’s auch alles ſeyn.
Man lobt euch halb mit Erbarmen.
Nach Golde drängt,
Am Golde hängt
Doch alles! Ach wir Armen!


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[96/0106] Fauſt Was iſt das? Gott im Himmel! ſchau, So was hab’ ich mein’ Tage nicht geſehn! Ein Schmuck! Mit dem könnt’ eine Edelfrau Am höchſten Feiertage gehn! Wie ſollte mir die Kette ſtehn? Wem mag die Herrlichkeit gehören? Sie putzt ſich damit auf und tritt vor den Spiegel. Wenn nur die Ohrring’ meine wären! Man ſieht doch gleich ganz anders drein. Was hilft euch Schönheit, junges Blut? Das iſt wohl alles ſchön und gut, Allein man läßt’s auch alles ſeyn. Man lobt euch halb mit Erbarmen. Nach Golde drängt, Am Golde hängt Doch alles! Ach wir Armen!

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Ein Fragment. Leipzig, 1790, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faustfragment_1790/106>, abgerufen am 23.11.2024.