Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Mephistopheles.
Mir brennt der Kopf, das Herz, die Leber brennt,
Ein überteuflisch Element!
Weit spitziger als Höllenfeuer!
Drum jammert ihr so ungeheuer,
Unglückliche Verliebte! die verschmäht,
Verdrehten Halses nach der Liebsten späht.

Auch mir! Was zieht den Kopf auf jene Seite?
Bin ich mit ihr doch im geschwornen Streite!
Der Anblick war mir sonst so feindlich scharf.
Hat mich ein Fremdes durch und durchgedrungen?
Ich mag sie gerne sehn die allerliebsten Jungen;
Was hält mich ab, daß ich nicht fluchen darf? -
Und wenn ich mich bethören lasse,
Wer heißt denn künftighin der Thor? -
Die Wetterbuben, die ich hasse,
Sie kommen mir doch gar zu lieblich vor! -

Ihr schönen Kinder laßt mich wissen:
Seyd ihr nicht auch von Lucifers Geschlecht?
Ihr seyd so hübsch, fürwahr ich möcht' euch küssen,
Mir ist's als kommt ihr eben recht.
Es ist mir so behaglich, so natürlich,
Als hätt' ich euch schon tausendmal gesehn;
So heimlich-kätzchenhaft begierlich;
Mit jedem Blick auf's neue schöner schön.
O nähert euch, o gönnt mir Einen Blick!
Mephistopheles.
Mir brennt der Kopf, das Herz, die Leber brennt,
Ein überteuflisch Element!
Weit spitziger als Höllenfeuer!
Drum jammert ihr so ungeheuer,
Unglückliche Verliebte! die verschmäht,
Verdrehten Halses nach der Liebsten späht.

Auch mir! Was zieht den Kopf auf jene Seite?
Bin ich mit ihr doch im geschwornen Streite!
Der Anblick war mir sonst so feindlich scharf.
Hat mich ein Fremdes durch und durchgedrungen?
Ich mag sie gerne sehn die allerliebsten Jungen;
Was hält mich ab, daß ich nicht fluchen darf? –
Und wenn ich mich bethören lasse,
Wer heißt denn künftighin der Thor? –
Die Wetterbuben, die ich hasse,
Sie kommen mir doch gar zu lieblich vor! –

Ihr schönen Kinder laßt mich wissen:
Seyd ihr nicht auch von Lucifers Geschlecht?
Ihr seyd so hübsch, fürwahr ich möcht’ euch küssen,
Mir ist’s als kommt ihr eben recht.
Es ist mir so behaglich, so natürlich,
Als hätt’ ich euch schon tausendmal gesehn;
So heimlich-kätzchenhaft begierlich;
Mit jedem Blick auf’s neue schöner schön.
O nähert euch, o gönnt mir Einen Blick!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="act" n="1">
        <div type="scene" n="2">
          <pb facs="#f0341" n="329"/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Mephistopheles.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Mir brennt der Kopf, das Herz, die Leber brennt,<lb/>
Ein überteuflisch Element!<lb/>
Weit spitziger als Höllenfeuer!<lb/>
Drum jammert ihr so ungeheuer,<lb/>
Unglückliche Verliebte! die verschmäht,<lb/>
Verdrehten Halses nach der Liebsten späht.<lb/></p><lb/>
            <p>Auch mir! Was zieht den Kopf auf jene Seite?<lb/>
Bin ich mit ihr doch im geschwornen Streite!<lb/>
Der Anblick war mir sonst so feindlich scharf.<lb/>
Hat mich ein Fremdes durch und durchgedrungen?<lb/>
Ich mag sie gerne sehn die allerliebsten Jungen;<lb/>
Was hält mich ab, daß ich nicht fluchen darf? &#x2013;<lb/>
Und wenn <hi rendition="#g">ich</hi> mich bethören lasse,<lb/>
Wer heißt denn künftighin der Thor? &#x2013;<lb/>
Die Wetterbuben, die ich hasse,<lb/>
Sie kommen mir doch gar zu lieblich vor! &#x2013;<lb/></p><lb/>
            <p>Ihr schönen Kinder laßt mich wissen:<lb/>
Seyd ihr nicht auch von Lucifers Geschlecht?<lb/>
Ihr seyd so hübsch, fürwahr ich möcht&#x2019; euch küssen,<lb/>
Mir ist&#x2019;s als kommt ihr eben recht.<lb/>
Es ist mir so behaglich, so natürlich,<lb/>
Als hätt&#x2019; ich euch schon tausendmal gesehn;<lb/>
So heimlich-kätzchenhaft begierlich;<lb/>
Mit jedem Blick auf&#x2019;s neue schöner schön.<lb/>
O nähert euch, o gönnt mir Einen Blick!<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[329/0341] Mephistopheles. Mir brennt der Kopf, das Herz, die Leber brennt, Ein überteuflisch Element! Weit spitziger als Höllenfeuer! Drum jammert ihr so ungeheuer, Unglückliche Verliebte! die verschmäht, Verdrehten Halses nach der Liebsten späht. Auch mir! Was zieht den Kopf auf jene Seite? Bin ich mit ihr doch im geschwornen Streite! Der Anblick war mir sonst so feindlich scharf. Hat mich ein Fremdes durch und durchgedrungen? Ich mag sie gerne sehn die allerliebsten Jungen; Was hält mich ab, daß ich nicht fluchen darf? – Und wenn ich mich bethören lasse, Wer heißt denn künftighin der Thor? – Die Wetterbuben, die ich hasse, Sie kommen mir doch gar zu lieblich vor! – Ihr schönen Kinder laßt mich wissen: Seyd ihr nicht auch von Lucifers Geschlecht? Ihr seyd so hübsch, fürwahr ich möcht’ euch küssen, Mir ist’s als kommt ihr eben recht. Es ist mir so behaglich, so natürlich, Als hätt’ ich euch schon tausendmal gesehn; So heimlich-kätzchenhaft begierlich; Mit jedem Blick auf’s neue schöner schön. O nähert euch, o gönnt mir Einen Blick!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Museum), Sign. III B / 23: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-03-12T12:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/341
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/341>, abgerufen am 23.11.2024.