Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832. Lemur. Solo. Wer hat den Saal so schlecht versorgt? Wo blieben Tisch und Stühle? Lemuren. Chor. Es war auf kurze Zeit geborgt; Der Gläubiger sind so viele. Mephistopheles. Der Körper liegt und will der Geist entfliehn, Ich zeig' ihm rasch den blutgeschriebnen Titel; - Doch leider hat man jetzt so viele Mittel Dem Teufel Seelen zu entziehn. Auf altem Wege stößt man an, Auf neuem sind wir nicht empfohlen; Sonst hätt' ich es allein gethan, Jetzt muß ich Helfershelfer holen. Uns geht's in allen Dingen schlecht! Herkömmliche Gewohnheit, altes Recht, Man kann auf gar nichts mehr vertrauen. Sonst mit dem letzten Athem fuhr sie aus, Ich paßt' ihr auf und, wie die schnellste Maus, Schnapps! hielt' ich sie in fest verschloss'nen Klauen. Nun zaudert sie und will den düstern Ort, Des schlechten Leichnams ekles Haus nicht lassen; Die Elemente die sich hassen, Die treiben sie am Ende schmählich fort. Und wenn ich Tag und Stunden mich zerplage, Wann? wie? und wo? das ist die leidige Frage; Lemur. Solo. Wer hat den Saal so schlecht versorgt? Wo blieben Tisch und Stühle? Lemuren. Chor. Es war auf kurze Zeit geborgt; Der Gläubiger sind so viele. Mephistopheles. Der Körper liegt und will der Geist entfliehn, Ich zeig’ ihm rasch den blutgeschriebnen Titel; – Doch leider hat man jetzt so viele Mittel Dem Teufel Seelen zu entziehn. Auf altem Wege stößt man an, Auf neuem sind wir nicht empfohlen; Sonst hätt’ ich es allein gethan, Jetzt muß ich Helfershelfer holen. Uns geht’s in allen Dingen schlecht! Herkömmliche Gewohnheit, altes Recht, Man kann auf gar nichts mehr vertrauen. Sonst mit dem letzten Athem fuhr sie aus, Ich paßt’ ihr auf und, wie die schnellste Maus, Schnapps! hielt’ ich sie in fest verschloss’nen Klauen. Nun zaudert sie und will den düstern Ort, Des schlechten Leichnams ekles Haus nicht lassen; Die Elemente die sich hassen, Die treiben sie am Ende schmählich fort. Und wenn ich Tag und Stunden mich zerplage, Wann? wie? und wo? das ist die leidige Frage; <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <pb facs="#f0335" n="323"/> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Lemur.</hi> </speaker> <stage>Solo.</stage><lb/> <lg type="poem"> <l rendition="#et">Wer hat den Saal so schlecht versorgt?</l><lb/> <l rendition="#et">Wo blieben Tisch und Stühle?</l><lb/> </lg> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Lemuren.</hi> </speaker> <stage>Chor.</stage><lb/> <lg type="poem"> <l rendition="#et">Es war auf kurze Zeit geborgt;</l><lb/> <l rendition="#et">Der Gläubiger sind so viele.</l><lb/> </lg> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Mephistopheles.</hi> </speaker><lb/> <p>Der Körper liegt und will der Geist entfliehn,<lb/> Ich zeig’ ihm rasch den blutgeschriebnen Titel; –<lb/> Doch leider hat man jetzt so viele Mittel<lb/> Dem Teufel Seelen zu entziehn.<lb/> Auf altem Wege stößt man an,<lb/> Auf neuem sind wir nicht empfohlen;<lb/> Sonst hätt’ ich es allein gethan,<lb/> Jetzt muß ich Helfershelfer holen.<lb/></p><lb/> <p>Uns geht’s in allen Dingen schlecht!<lb/> Herkömmliche Gewohnheit, altes Recht,<lb/> Man kann auf gar nichts mehr vertrauen.<lb/> Sonst mit dem letzten Athem fuhr sie aus,<lb/> Ich paßt’ ihr auf und, wie die schnellste Maus,<lb/> Schnapps! hielt’ ich sie in fest verschloss’nen Klauen.<lb/> Nun zaudert sie und will den düstern Ort,<lb/> Des schlechten Leichnams ekles Haus nicht lassen;<lb/> Die Elemente die sich hassen,<lb/> Die treiben sie am Ende schmählich fort.<lb/> Und wenn ich Tag und Stunden mich zerplage,<lb/><hi rendition="#g">Wann? wie?</hi> und <hi rendition="#g">wo?</hi> das ist die leidige Frage;<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [323/0335]
Lemur. Solo.
Wer hat den Saal so schlecht versorgt?
Wo blieben Tisch und Stühle?
Lemuren. Chor.
Es war auf kurze Zeit geborgt;
Der Gläubiger sind so viele.
Mephistopheles.
Der Körper liegt und will der Geist entfliehn,
Ich zeig’ ihm rasch den blutgeschriebnen Titel; –
Doch leider hat man jetzt so viele Mittel
Dem Teufel Seelen zu entziehn.
Auf altem Wege stößt man an,
Auf neuem sind wir nicht empfohlen;
Sonst hätt’ ich es allein gethan,
Jetzt muß ich Helfershelfer holen.
Uns geht’s in allen Dingen schlecht!
Herkömmliche Gewohnheit, altes Recht,
Man kann auf gar nichts mehr vertrauen.
Sonst mit dem letzten Athem fuhr sie aus,
Ich paßt’ ihr auf und, wie die schnellste Maus,
Schnapps! hielt’ ich sie in fest verschloss’nen Klauen.
Nun zaudert sie und will den düstern Ort,
Des schlechten Leichnams ekles Haus nicht lassen;
Die Elemente die sich hassen,
Die treiben sie am Ende schmählich fort.
Und wenn ich Tag und Stunden mich zerplage,
Wann? wie? und wo? das ist die leidige Frage;
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