Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.
Nur als Soldat legt' ich den Harnisch an, Zu höh'rem Zweck ist er nun umgethan. Bei jedem Fest, wenn's noch so glänzend war, Nichts ward vermißt, mir fehlte die Gefahr. Wie ihr auch seyd, zum Ringspiel riethet ihr, Mir schlug das Herz, ich athmete Turnier; Und hättet ihr mir nicht vom Kriegen abgerathen, Jetzt glänzt' ich schon in lichten Heldenthaten. Selbstständig fühlt' ich meine Brust besiegelt Als ich mich dort im Feuerreich bespiegelt; Das Element drang gräßlich auf mich los; Es war nur Schein, allein der Schein war groß. Von Sieg und Ruhm hab' ich verwirrt geträumt, Ich bringe nach was frevelhaft versäumt. (Die Herolde werden abgefertigt zu Herausforderung des Ge- genkaisers.) Faust geharnischt, mit halbgeschlossenem Helme. Die drey Gewaltigen gerüstet und gekleidet wie oben. Faust. Wir treten auf und hoffen ungescholten; Auch ohne Noth hat Vorsicht wohl gegolten. Du weißt das Bergvolk denkt und simulirt, Ist in Natur- und Felsenschrift studirt. Die Geister, längst dem flachen Land entzogen, Sind mehr als sonst dem Felsgebirg gewogen. Sie wirken still durch labyrinthische Klüfte, Im edlen Gas metallisch reicher Düfte; Im steten Sondern, Prüfen und Verbinden Ihr einziger Trieb ist Neues zu erfinden.
Nur als Soldat legt’ ich den Harnisch an, Zu höh’rem Zweck ist er nun umgethan. Bei jedem Fest, wenn’s noch so glänzend war, Nichts ward vermißt, mir fehlte die Gefahr. Wie ihr auch seyd, zum Ringspiel riethet ihr, Mir schlug das Herz, ich athmete Turnier; Und hättet ihr mir nicht vom Kriegen abgerathen, Jetzt glänzt’ ich schon in lichten Heldenthaten. Selbstständig fühlt’ ich meine Brust besiegelt Als ich mich dort im Feuerreich bespiegelt; Das Element drang gräßlich auf mich los; Es war nur Schein, allein der Schein war groß. Von Sieg und Ruhm hab’ ich verwirrt geträumt, Ich bringe nach was frevelhaft versäumt. (Die Herolde werden abgefertigt zu Herausforderung des Ge- genkaisers.) Faust geharnischt, mit halbgeschlossenem Helme. Die drey Gewaltigen gerüstet und gekleidet wie oben. Faust. Wir treten auf und hoffen ungescholten; Auch ohne Noth hat Vorsicht wohl gegolten. Du weißt das Bergvolk denkt und simulirt, Ist in Natur- und Felsenschrift studirt. Die Geister, längst dem flachen Land entzogen, Sind mehr als sonst dem Felsgebirg gewogen. Sie wirken still durch labyrinthische Klüfte, Im edlen Gas metallisch reicher Düfte; Im steten Sondern, Prüfen und Verbinden Ihr einziger Trieb ist Neues zu erfinden. <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <sp> <p><pb facs="#f0280" n="248"/> Nur als Soldat legt’ ich den Harnisch an,<lb/> Zu höh’rem Zweck ist er nun umgethan.<lb/> Bei jedem Fest, wenn’s noch so glänzend war,<lb/> Nichts ward vermißt, <hi rendition="#g">mir</hi> fehlte die Gefahr.<lb/> Wie ihr auch seyd, zum Ringspiel riethet ihr,<lb/> Mir schlug das Herz, ich athmete Turnier;<lb/> Und hättet ihr mir nicht vom Kriegen abgerathen,<lb/> Jetzt glänzt’ ich schon in lichten Heldenthaten.<lb/> Selbstständig fühlt’ ich meine Brust besiegelt<lb/> Als ich mich dort im Feuerreich bespiegelt;<lb/> Das Element drang gräßlich auf mich los;<lb/> Es war nur Schein, allein der Schein war groß.<lb/> Von Sieg und Ruhm hab’ ich verwirrt geträumt,<lb/> Ich bringe nach was frevelhaft versäumt.<lb/></p> <stage>(Die Herolde werden abgefertigt zu Herausforderung des Ge-<lb/> genkaisers.)</stage><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Faust</hi> </speaker> <stage>geharnischt, mit halbgeschlossenem Helme.</stage><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Die drey Gewaltigen</hi> </speaker> <stage>gerüstet und gekleidet wie oben.</stage><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Faust.</hi> </speaker><lb/> <p>Wir treten auf und hoffen ungescholten;<lb/> Auch ohne Noth hat Vorsicht wohl gegolten.<lb/> Du weißt das Bergvolk denkt und simulirt,<lb/> Ist in Natur- und Felsenschrift studirt.<lb/> Die Geister, längst dem flachen Land entzogen,<lb/> Sind mehr als sonst dem Felsgebirg gewogen.<lb/> Sie wirken still durch labyrinthische Klüfte,<lb/> Im edlen Gas metallisch reicher Düfte;<lb/> Im steten Sondern, Prüfen und Verbinden<lb/> Ihr einziger Trieb ist Neues zu erfinden.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [248/0280]
Nur als Soldat legt’ ich den Harnisch an,
Zu höh’rem Zweck ist er nun umgethan.
Bei jedem Fest, wenn’s noch so glänzend war,
Nichts ward vermißt, mir fehlte die Gefahr.
Wie ihr auch seyd, zum Ringspiel riethet ihr,
Mir schlug das Herz, ich athmete Turnier;
Und hättet ihr mir nicht vom Kriegen abgerathen,
Jetzt glänzt’ ich schon in lichten Heldenthaten.
Selbstständig fühlt’ ich meine Brust besiegelt
Als ich mich dort im Feuerreich bespiegelt;
Das Element drang gräßlich auf mich los;
Es war nur Schein, allein der Schein war groß.
Von Sieg und Ruhm hab’ ich verwirrt geträumt,
Ich bringe nach was frevelhaft versäumt.
(Die Herolde werden abgefertigt zu Herausforderung des Ge-
genkaisers.)
Faust geharnischt, mit halbgeschlossenem Helme.
Die drey Gewaltigen gerüstet und gekleidet wie oben.
Faust.
Wir treten auf und hoffen ungescholten;
Auch ohne Noth hat Vorsicht wohl gegolten.
Du weißt das Bergvolk denkt und simulirt,
Ist in Natur- und Felsenschrift studirt.
Die Geister, längst dem flachen Land entzogen,
Sind mehr als sonst dem Felsgebirg gewogen.
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Im edlen Gas metallisch reicher Düfte;
Im steten Sondern, Prüfen und Verbinden
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/280>, abgerufen am 17.07.2024. |