Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.Vortheil suchenden allen auch Ewig günstiger Dämon sey, Dieß bethätigt er alsobald Durch gewandteste Künste. Schnell des Meeres Beherrscher stiehlt Er den Trident, ja dem Ares selbst Schlau das Schwert aus der Scheide, Bogen und Pfeil dem Phöbus auch, Wie dem Hephästos die Zange; Selber Zeus, des Vaters, Blitz Nähm' er, schreckt' ihn das Feuer nicht; Doch dem Eros siegt er ob In beinstellendem Ringerspiel. Raubt auch Cyprien, wie sie ihm kos't, Noch vom Busen den Gürtel. (Ein reizendes, reinmelodisches Saitenspiel erklingt aus der Höhle. Alle merken auf und scheinen bald innig gerührt. Von hier an bis zur bemerkten Pause durchaus mit vollstimmiger Musik.) Phorkyas. Höret allerliebste Klänge, Macht euch schnell von Fabeln frei, Eurer Götter alt Gemenge Laßt es hin, es ist vorbei. Niemand will euch mehr verstehen, Fordern wir doch höhern Zoll: Denn es muß von Herzen gehen, Was auf Herzen wirken soll. (Sie zieht sich nach dem Felsen zurück.) Vortheil suchenden allen auch Ewig günstiger Dämon sey, Dieß bethätigt er alsobald Durch gewandteste Künste. Schnell des Meeres Beherrscher stiehlt Er den Trident, ja dem Ares selbst Schlau das Schwert aus der Scheide, Bogen und Pfeil dem Phöbus auch, Wie dem Hephästos die Zange; Selber Zeus, des Vaters, Blitz Nähm’ er, schreckt’ ihn das Feuer nicht; Doch dem Eros siegt er ob In beinstellendem Ringerspiel. Raubt auch Cyprien, wie sie ihm kos’t, Noch vom Busen den Gürtel. (Ein reizendes, reinmelodisches Saitenspiel erklingt aus der Höhle. Alle merken auf und scheinen bald innig gerührt. Von hier an bis zur bemerkten Pause durchaus mit vollstimmiger Musik.) Phorkyas. Höret allerliebste Klänge, Macht euch schnell von Fabeln frei, Eurer Götter alt Gemenge Laßt es hin, es ist vorbei. Niemand will euch mehr verstehen, Fordern wir doch höhern Zoll: Denn es muß von Herzen gehen, Was auf Herzen wirken soll. (Sie zieht sich nach dem Felsen zurück.) <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <sp> <lg type="poem"> <lg> <pb facs="#f0244" n="232"/> <l rendition="#et">Vortheil suchenden allen auch</l><lb/> <l rendition="#et">Ewig günstiger Dämon sey,</l><lb/> <l rendition="#et">Dieß bethätigt er alsobald</l><lb/> <l rendition="#et">Durch gewandteste Künste.</l><lb/> <l rendition="#et">Schnell des Meeres Beherrscher stiehlt</l><lb/> <l rendition="#et">Er den Trident, ja dem Ares selbst</l><lb/> <l rendition="#et">Schlau das Schwert aus der Scheide,</l><lb/> <l rendition="#et">Bogen und Pfeil dem Phöbus auch,</l><lb/> <l rendition="#et">Wie dem Hephästos die Zange;</l><lb/> <l rendition="#et">Selber Zeus, des Vaters, Blitz</l><lb/> <l rendition="#et">Nähm’ er, schreckt’ ihn das Feuer nicht;</l><lb/> <l rendition="#et">Doch dem Eros siegt er ob</l><lb/> <l rendition="#et">In beinstellendem Ringerspiel.</l><lb/> <l rendition="#et">Raubt auch Cyprien, wie sie ihm kos’t,</l><lb/> <l rendition="#et">Noch vom Busen den Gürtel.</l><lb/> </lg> </lg> </sp> <stage>(Ein reizendes, reinmelodisches Saitenspiel erklingt aus der Höhle.<lb/> Alle merken auf und scheinen bald innig gerührt. Von hier<lb/> an bis zur bemerkten Pause durchaus mit vollstimmiger Musik.)</stage><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Phorkyas.</hi> </speaker><lb/> <lg type="poem"> <lg> <l rendition="#et">Höret allerliebste Klänge,</l><lb/> <l rendition="#et">Macht euch schnell von Fabeln frei,</l><lb/> <l rendition="#et">Eurer Götter alt Gemenge</l><lb/> <l rendition="#et">Laßt es hin, es ist vorbei.</l><lb/> </lg> <lg> <l rendition="#et">Niemand will euch mehr verstehen,</l><lb/> <l rendition="#et">Fordern wir doch höhern Zoll:</l><lb/> <l rendition="#et">Denn es muß von Herzen gehen,</l><lb/> <l rendition="#et">Was auf Herzen wirken soll.</l><lb/> </lg> </lg> </sp> <stage>(Sie zieht sich nach dem Felsen zurück.)</stage><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [232/0244]
Vortheil suchenden allen auch
Ewig günstiger Dämon sey,
Dieß bethätigt er alsobald
Durch gewandteste Künste.
Schnell des Meeres Beherrscher stiehlt
Er den Trident, ja dem Ares selbst
Schlau das Schwert aus der Scheide,
Bogen und Pfeil dem Phöbus auch,
Wie dem Hephästos die Zange;
Selber Zeus, des Vaters, Blitz
Nähm’ er, schreckt’ ihn das Feuer nicht;
Doch dem Eros siegt er ob
In beinstellendem Ringerspiel.
Raubt auch Cyprien, wie sie ihm kos’t,
Noch vom Busen den Gürtel.
(Ein reizendes, reinmelodisches Saitenspiel erklingt aus der Höhle.
Alle merken auf und scheinen bald innig gerührt. Von hier
an bis zur bemerkten Pause durchaus mit vollstimmiger Musik.)
Phorkyas.
Höret allerliebste Klänge,
Macht euch schnell von Fabeln frei,
Eurer Götter alt Gemenge
Laßt es hin, es ist vorbei.
Niemand will euch mehr verstehen,
Fordern wir doch höhern Zoll:
Denn es muß von Herzen gehen,
Was auf Herzen wirken soll.
(Sie zieht sich nach dem Felsen zurück.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/244 |
Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/244>, abgerufen am 16.02.2025. |