<TEI><text><body><divtype="act"n="1"><divtype="scene"n="2"><pbfacs="#f0224"n="212"/><sp><speaker><hirendition="#g">Thurmwächter, Lynceus.</hi></speaker><lb/><lgtype="poem"><lg><lrendition="#et">Laß mich knieen, laß mich schauen,</l><lb/><lrendition="#et">Laß mich sterben, laß mich leben,</l><lb/><lrendition="#et">Denn schon bin ich hingegeben</l><lb/><lrendition="#et">Dieser gottgegebnen Frauen.</l><lb/></lg><lg><lrendition="#et">Harrend auf des Morgens Wonne,</l><lb/><lrendition="#et">Oestlich spähend ihren Lauf,</l><lb/><lrendition="#et">Ging auf einmal mir die Sonne</l><lb/><lrendition="#et">Wunderbar im Süden auf.</l><lb/></lg><lg><lrendition="#et">Zog den Blick nach jener Seite,</l><lb/><lrendition="#et">Statt der Schluchten, statt der Höhn,</l><lb/><lrendition="#et">Statt der Erd- und Himmelsweite,</l><lb/><lrendition="#et">Sie die Einzige zu spähn.</l><lb/></lg><lg><lrendition="#et">Augenstrahl ist mir verliehen</l><lb/><lrendition="#et">Wie dem Luchs auf höchstem Baum;</l><lb/><lrendition="#et">Doch nun mußt’ ich mich bemühen</l><lb/><lrendition="#et">Wie aus tiefem düsterm Traum.</l><lb/></lg><lg><lrendition="#et">Wüßt’ ich irgend mich zu finden?</l><lb/><lrendition="#et">Zinne? Thurm? geschloss’nes Thor?</l><lb/><lrendition="#et">Nebel schwanken, Nebel schwinden,</l><lb/><lrendition="#et">Solche Göttin tritt hervor!</l><lb/></lg><lg><lrendition="#et">Aug’ und Brust ihr zugewendet</l><lb/><lrendition="#et">Sog ich an den milden Glanz,</l><lb/><lrendition="#et">Diese Schönheit, wie sie blendet,</l><lb/><lrendition="#et">Blendete mich Armen ganz.</l><lb/></lg></lg></sp></div></div></body></text></TEI>
[212/0224]
Thurmwächter, Lynceus.
Laß mich knieen, laß mich schauen,
Laß mich sterben, laß mich leben,
Denn schon bin ich hingegeben
Dieser gottgegebnen Frauen.
Harrend auf des Morgens Wonne,
Oestlich spähend ihren Lauf,
Ging auf einmal mir die Sonne
Wunderbar im Süden auf.
Zog den Blick nach jener Seite,
Statt der Schluchten, statt der Höhn,
Statt der Erd- und Himmelsweite,
Sie die Einzige zu spähn.
Augenstrahl ist mir verliehen
Wie dem Luchs auf höchstem Baum;
Doch nun mußt’ ich mich bemühen
Wie aus tiefem düsterm Traum.
Wüßt’ ich irgend mich zu finden?
Zinne? Thurm? geschloss’nes Thor?
Nebel schwanken, Nebel schwinden,
Solche Göttin tritt hervor!
Aug’ und Brust ihr zugewendet
Sog ich an den milden Glanz,
Diese Schönheit, wie sie blendet,
Blendete mich Armen ganz.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/224>, abgerufen am 16.02.2025.
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