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Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.

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Doch, aber doch
Tönen hör' ich sie,
Tönen fern heiseren Ton!
Tod verkündenden sagen sie;
Ach daß uns er nur nicht auch,
Statt verheißener Rettung Heil,
Untergang verkünde zuletzt,
Uns den schwangleichen, lang-
Schön weißhalsigen, und ach!
Uns'rer Schwanerzeugten.
Weh uns, weh, weh!
Alles deckte sich schon
Rings mit Nebel umher.
Sehen wir doch einander nicht!
Was geschieht? gehen wir?
Schweben wir nur
Trippelnden Schrittes am Boden hin?
Siehst du nichts? schwebt nicht etwa gar
Hermes voran? Blinkt nicht der goldne Stab
Heischend, gebietend uns wieder zurück
Zu dem unerfreulichen, grautagenden,
Ungreifbarer Gebilde vollen,
Ueberfüllten, ewig leeren Hades?
Ja auf einmal wird es düster, ohne Glanz entschwebt
der Nebel
Dunkelgräulich, mauerbräunlich. Mauern stellen sich
dem Blicke
Doch, aber doch
Tönen hör’ ich sie,
Tönen fern heiseren Ton!
Tod verkündenden sagen sie;
Ach daß uns er nur nicht auch,
Statt verheißener Rettung Heil,
Untergang verkünde zuletzt,
Uns den schwangleichen, lang-
Schön weißhalsigen, und ach!
Uns’rer Schwanerzeugten.
Weh uns, weh, weh!
Alles deckte sich schon
Rings mit Nebel umher.
Sehen wir doch einander nicht!
Was geschieht? gehen wir?
Schweben wir nur
Trippelnden Schrittes am Boden hin?
Siehst du nichts? schwebt nicht etwa gar
Hermes voran? Blinkt nicht der goldne Stab
Heischend, gebietend uns wieder zurück
Zu dem unerfreulichen, grautagenden,
Ungreifbarer Gebilde vollen,
Ueberfüllten, ewig leeren Hades?
Ja auf einmal wird es düster, ohne Glanz entschwebt
der Nebel
Dunkelgräulich, mauerbräunlich. Mauern stellen sich
dem Blicke
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[207/0219] Doch, aber doch Tönen hör’ ich sie, Tönen fern heiseren Ton! Tod verkündenden sagen sie; Ach daß uns er nur nicht auch, Statt verheißener Rettung Heil, Untergang verkünde zuletzt, Uns den schwangleichen, lang- Schön weißhalsigen, und ach! Uns’rer Schwanerzeugten. Weh uns, weh, weh! Alles deckte sich schon Rings mit Nebel umher. Sehen wir doch einander nicht! Was geschieht? gehen wir? Schweben wir nur Trippelnden Schrittes am Boden hin? Siehst du nichts? schwebt nicht etwa gar Hermes voran? Blinkt nicht der goldne Stab Heischend, gebietend uns wieder zurück Zu dem unerfreulichen, grautagenden, Ungreifbarer Gebilde vollen, Ueberfüllten, ewig leeren Hades? Ja auf einmal wird es düster, ohne Glanz entschwebt der Nebel Dunkelgräulich, mauerbräunlich. Mauern stellen sich dem Blicke

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/219>, abgerufen am 01.05.2024.