Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Und glücklich kebs'te; Nas' und Ohren schnitt er ab
Und stümmelte mehr so; Gräuel war es anzuschaun.
Helena.
Das that er jenem, meinetwegen that er das.
Phorkyas.
Um jenes willen wird er dir das Gleiche thun.
Untheilbar ist die Schönheit; der sie ganz besaß
Zerstört sie lieber, fluchend jedem Theilbesitz.
(Trompeten in der Ferne, der Chor fährt zusammen.)
Wie scharf der Trompete Schmettern Ohr und Eingeweid'
Zerreißend anfaßt, also krallt sich Eifersucht
Im Busen fest des Mannes, der das nie vergißt
Was einst er besaß und nun verlor, nicht mehr besitzt.
Chor.
Hörst du nicht die Hörner schallen? siehst der Waffen
Blitze nicht?
Phorkyas.
Sey willkommen Herr und König, gerne geb' ich Re-
chenschaft.
Chor.
Aber wir?
Phorkyas.
Ihr wißt es deutlich, seht vor Augen ihren Tod,
Merkt den eurigen da drinne; nein, zu helfen ist euch nicht.
(Pause.)
Helena.
Ich sann mir aus das Nächste was ich wagen darf.
Ein Widerdämon bist du, das empfind' ich wohl,
Und fürchte, Gutes wendest du zum Bösen um.
Und glücklich kebs’te; Nas’ und Ohren schnitt er ab
Und stümmelte mehr so; Gräuel war es anzuschaun.
Helena.
Das that er jenem, meinetwegen that er das.
Phorkyas.
Um jenes willen wird er dir das Gleiche thun.
Untheilbar ist die Schönheit; der sie ganz besaß
Zerstört sie lieber, fluchend jedem Theilbesitz.
(Trompeten in der Ferne, der Chor fährt zusammen.)
Wie scharf der Trompete Schmettern Ohr und Eingeweid’
Zerreißend anfaßt, also krallt sich Eifersucht
Im Busen fest des Mannes, der das nie vergißt
Was einst er besaß und nun verlor, nicht mehr besitzt.
Chor.
Hörst du nicht die Hörner schallen? siehst der Waffen
Blitze nicht?
Phorkyas.
Sey willkommen Herr und König, gerne geb’ ich Re-
chenschaft.
Chor.
Aber wir?
Phorkyas.
Ihr wißt es deutlich, seht vor Augen ihren Tod,
Merkt den eurigen da drinne; nein, zu helfen ist euch nicht.
(Pause.)
Helena.
Ich sann mir aus das Nächste was ich wagen darf.
Ein Widerdämon bist du, das empfind’ ich wohl,
Und fürchte, Gutes wendest du zum Bösen um.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="act" n="1">
        <div type="scene" n="2">
          <sp>
            <p><pb facs="#f0217" n="205"/>
Und glücklich kebs&#x2019;te; Nas&#x2019; und Ohren schnitt er ab<lb/>
Und stümmelte mehr so; Gräuel war es anzuschaun.<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Helena.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Das that er jenem, meinetwegen that er das.<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Phorkyas.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Um jenes willen wird er dir das Gleiche thun.<lb/>
Untheilbar ist die Schönheit; der sie ganz besaß<lb/>
Zerstört sie lieber, fluchend jedem Theilbesitz.<lb/></p>
            <stage>(Trompeten in der Ferne, der Chor fährt zusammen.)</stage><lb/>
            <p>Wie scharf der Trompete Schmettern Ohr und Eingeweid&#x2019;<lb/>
Zerreißend anfaßt, also krallt sich Eifersucht<lb/>
Im Busen fest des Mannes, der das nie vergißt<lb/>
Was einst er besaß und nun verlor, nicht mehr besitzt.<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Chor.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Hörst du nicht die Hörner schallen? siehst der Waffen<lb/><hi rendition="#et">Blitze nicht?</hi><lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Phorkyas.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Sey willkommen Herr und König, gerne geb&#x2019; ich Re-<lb/><hi rendition="#et">chenschaft.</hi><lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Chor.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Aber wir?<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Phorkyas.</hi> </speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#et">Ihr wißt es deutlich, seht vor Augen ihren Tod,</hi><lb/>
Merkt den eurigen da drinne; nein, zu helfen ist euch nicht.<lb/></p>
          </sp>
          <stage>(Pause.)</stage><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Helena.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Ich sann mir aus das Nächste was ich wagen darf.<lb/>
Ein Widerdämon bist du, das empfind&#x2019; ich wohl,<lb/>
Und fürchte, Gutes wendest du zum Bösen um.<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0217] Und glücklich kebs’te; Nas’ und Ohren schnitt er ab Und stümmelte mehr so; Gräuel war es anzuschaun. Helena. Das that er jenem, meinetwegen that er das. Phorkyas. Um jenes willen wird er dir das Gleiche thun. Untheilbar ist die Schönheit; der sie ganz besaß Zerstört sie lieber, fluchend jedem Theilbesitz. (Trompeten in der Ferne, der Chor fährt zusammen.) Wie scharf der Trompete Schmettern Ohr und Eingeweid’ Zerreißend anfaßt, also krallt sich Eifersucht Im Busen fest des Mannes, der das nie vergißt Was einst er besaß und nun verlor, nicht mehr besitzt. Chor. Hörst du nicht die Hörner schallen? siehst der Waffen Blitze nicht? Phorkyas. Sey willkommen Herr und König, gerne geb’ ich Re- chenschaft. Chor. Aber wir? Phorkyas. Ihr wißt es deutlich, seht vor Augen ihren Tod, Merkt den eurigen da drinne; nein, zu helfen ist euch nicht. (Pause.) Helena. Ich sann mir aus das Nächste was ich wagen darf. Ein Widerdämon bist du, das empfind’ ich wohl, Und fürchte, Gutes wendest du zum Bösen um.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Museum), Sign. III B / 23: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-03-12T12:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/217
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/217>, abgerufen am 01.05.2024.