Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Du kannst im Großen nichts vernichten Und fängst es nun im Kleinen an. Mephistopheles. Und freylich ist nicht viel damit gethan. Was sich dem Nichts entgegenstellt, Das Etwas, diese plumpe Welt, So viel als ich schon unternommen Ich wußte nicht ihr beyzukommen, Mit Wellen, Stürmen, Schütteln, Brand, Geruhig bleibt am Ende Meer und Land! Und dem verdammten Zeug, der Thier- und Menschenbrut, Dem ist nun gar nichts anzuhaben, Wie viele hab' ich schon begraben! Und immer zirkulirt ein neues, frisches Blut. So geht es fort, man möchte rasend werden! Der Luft, dem Wasser, wie der Erden Entwinden tausend Keime sich, Im Trocknen, Feuchten, Warmen, Kalten! Hätt' ich mir nicht die Flamme vorbehalten; Ich hätte nichts apart's für mich. Faust. So setzest du der ewig regen,
Du kannſt im Großen nichts vernichten Und faͤngſt es nun im Kleinen an. Mephiſtopheles. Und freylich iſt nicht viel damit gethan. Was ſich dem Nichts entgegenſtellt, Das Etwas, dieſe plumpe Welt, So viel als ich ſchon unternommen Ich wußte nicht ihr beyzukommen, Mit Wellen, Stuͤrmen, Schuͤtteln, Brand, Geruhig bleibt am Ende Meer und Land! Und dem verdammten Zeug, der Thier- und Menſchenbrut, Dem iſt nun gar nichts anzuhaben, Wie viele hab’ ich ſchon begraben! Und immer zirkulirt ein neues, friſches Blut. So geht es fort, man moͤchte raſend werden! Der Luft, dem Waſſer, wie der Erden Entwinden tauſend Keime ſich, Im Trocknen, Feuchten, Warmen, Kalten! Haͤtt’ ich mir nicht die Flamme vorbehalten; Ich haͤtte nichts apart’s fuͤr mich. Fauſt. So ſetzeſt du der ewig regen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#FAU"> <p><pb facs="#f0094" n="88"/> Du kannſt im Großen nichts vernichten<lb/> Und faͤngſt es nun im Kleinen an.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Und freylich iſt nicht viel damit gethan.<lb/> Was ſich dem Nichts entgegenſtellt,<lb/> Das Etwas, dieſe plumpe Welt,<lb/> So viel als ich ſchon unternommen<lb/> Ich wußte nicht ihr beyzukommen,<lb/> Mit Wellen, Stuͤrmen, Schuͤtteln, Brand,<lb/> Geruhig bleibt am Ende Meer und Land!<lb/> Und dem verdammten Zeug, der Thier- und Menſchenbrut,<lb/> Dem iſt nun gar nichts anzuhaben,<lb/> Wie viele hab’ ich ſchon begraben!<lb/> Und immer zirkulirt ein neues, friſches Blut.<lb/> So geht es fort, man moͤchte raſend werden!<lb/> Der Luft, dem Waſſer, wie der Erden<lb/> Entwinden tauſend Keime ſich,<lb/> Im Trocknen, Feuchten, Warmen, Kalten!<lb/> Haͤtt’ ich mir nicht die Flamme vorbehalten;<lb/> Ich haͤtte nichts apart’s fuͤr mich.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>So ſetzeſt du der ewig regen,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [88/0094]
Du kannſt im Großen nichts vernichten
Und faͤngſt es nun im Kleinen an.
Mephiſtopheles.
Und freylich iſt nicht viel damit gethan.
Was ſich dem Nichts entgegenſtellt,
Das Etwas, dieſe plumpe Welt,
So viel als ich ſchon unternommen
Ich wußte nicht ihr beyzukommen,
Mit Wellen, Stuͤrmen, Schuͤtteln, Brand,
Geruhig bleibt am Ende Meer und Land!
Und dem verdammten Zeug, der Thier- und Menſchenbrut,
Dem iſt nun gar nichts anzuhaben,
Wie viele hab’ ich ſchon begraben!
Und immer zirkulirt ein neues, friſches Blut.
So geht es fort, man moͤchte raſend werden!
Der Luft, dem Waſſer, wie der Erden
Entwinden tauſend Keime ſich,
Im Trocknen, Feuchten, Warmen, Kalten!
Haͤtt’ ich mir nicht die Flamme vorbehalten;
Ich haͤtte nichts apart’s fuͤr mich.
Fauſt.
So ſetzeſt du der ewig regen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |