Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Margarete.
Tag! Ja es wird Tag! der letzte Tag dringt herein!
Mein Hochzeittag sollt' es seyn!
Sag Niemand daß du schon bey Gretchen warst.
Weh meinem Kranze!
Es ist eben geschehn!
Wir werden uns wiedersehn;
Aber nicht beym Tanze.
Die Menge drängt sich, man hört sie nicht.
Der Platz, die Gassen
Können sie nicht fassen.
Die Glocke ruft, das Stäbchen bricht.
Wie sie mich binden und packen!
Zum Blutstuhl bin ich schon entrückt.
Schon zuckt nach jedem Nacken
Die Schärfe die nach meinem zückt.
Stumm liegt die Welt wie das Grab!
Faust.
O wär' ich nie geboren!
Mephistopheles erscheint draußen.
Auf! oder ihr seyd verloren.
Margarete.
Tag! Ja es wird Tag! der letzte Tag dringt herein!
Mein Hochzeittag ſollt’ es ſeyn!
Sag Niemand daß du ſchon bey Gretchen warſt.
Weh meinem Kranze!
Es iſt eben geſchehn!
Wir werden uns wiederſehn;
Aber nicht beym Tanze.
Die Menge draͤngt ſich, man hoͤrt ſie nicht.
Der Platz, die Gaſſen
Koͤnnen ſie nicht faſſen.
Die Glocke ruft, das Staͤbchen bricht.
Wie ſie mich binden und packen!
Zum Blutſtuhl bin ich ſchon entruͤckt.
Schon zuckt nach jedem Nacken
Die Schaͤrfe die nach meinem zuͤckt.
Stumm liegt die Welt wie das Grab!
Fauſt.
O waͤr’ ich nie geboren!
Mephiſtopheles erſcheint draußen.
Auf! oder ihr ſeyd verloren.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0313" n="307"/>
          <sp who="#MARGA">
            <speaker><hi rendition="#g">Margarete</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Tag! Ja es wird Tag! der letzte Tag dringt herein!<lb/>
Mein Hochzeittag &#x017F;ollt&#x2019; es &#x017F;eyn!<lb/>
Sag Niemand daß du &#x017F;chon bey Gretchen war&#x017F;t.<lb/>
Weh meinem Kranze!<lb/>
Es i&#x017F;t eben ge&#x017F;chehn!<lb/>
Wir werden uns wieder&#x017F;ehn;<lb/>
Aber nicht beym Tanze.<lb/>
Die Menge dra&#x0364;ngt &#x017F;ich, man ho&#x0364;rt &#x017F;ie nicht.<lb/>
Der Platz, die Ga&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Ko&#x0364;nnen &#x017F;ie nicht fa&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Die Glocke ruft, das Sta&#x0364;bchen bricht.<lb/>
Wie &#x017F;ie mich binden und packen!<lb/>
Zum Blut&#x017F;tuhl bin ich &#x017F;chon entru&#x0364;ckt.<lb/>
Schon zuckt nach jedem Nacken<lb/>
Die Scha&#x0364;rfe die nach meinem zu&#x0364;ckt.<lb/>
Stumm liegt die Welt wie das Grab!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#FAU">
            <speaker><hi rendition="#g">Fau&#x017F;t</hi>.</speaker><lb/>
            <p>O wa&#x0364;r&#x2019; ich nie geboren!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MEP">
            <speaker> <hi rendition="#g">Mephi&#x017F;topheles</hi> </speaker>
            <stage>er&#x017F;cheint draußen.</stage><lb/>
            <p>Auf! oder ihr &#x017F;eyd verloren.<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307/0313] Margarete. Tag! Ja es wird Tag! der letzte Tag dringt herein! Mein Hochzeittag ſollt’ es ſeyn! Sag Niemand daß du ſchon bey Gretchen warſt. Weh meinem Kranze! Es iſt eben geſchehn! Wir werden uns wiederſehn; Aber nicht beym Tanze. Die Menge draͤngt ſich, man hoͤrt ſie nicht. Der Platz, die Gaſſen Koͤnnen ſie nicht faſſen. Die Glocke ruft, das Staͤbchen bricht. Wie ſie mich binden und packen! Zum Blutſtuhl bin ich ſchon entruͤckt. Schon zuckt nach jedem Nacken Die Schaͤrfe die nach meinem zuͤckt. Stumm liegt die Welt wie das Grab! Fauſt. O waͤr’ ich nie geboren! Mephiſtopheles erſcheint draußen. Auf! oder ihr ſeyd verloren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/313
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/313>, abgerufen am 23.11.2024.