Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Wohl dreyßig Jahre mir vom Leibe? Weh mir, wenn du nichts bessers weißt! Schon ist die Hoffnung mir verschwunden. Hat die Natur und hat ein edler Geist Nicht irgend einen Balsam ausgefunden? Mephistopheles. Mein Freund, nun sprichst du wieder klug! Doch zu verjüngen, gibt's auch ein natürlich Mittel; Allein es steht in einem andern Buch, Und ist ein wunderlich Capitel. Faust. Ich will es wissen. Mephistopheles. Gut! Ein Mittel, ohne Geld Und Arzt und Zauberey, zu haben: Begib dich gleich hinaus aufs Feld, Fang' an zu hacken und zu graben, Erhalte dich und deinen Sinn In einem ganz beschränkten Kreise, Ernähre dich mit ungemischter Speise, Leb' mit dem Vieh als Vieh, und acht' es nicht für Raub, Den Acker, den du ärndest, selbst zu düngen;
Wohl dreyßig Jahre mir vom Leibe? Weh mir, wenn du nichts beſſers weißt! Schon iſt die Hoffnung mir verſchwunden. Hat die Natur und hat ein edler Geiſt Nicht irgend einen Balſam ausgefunden? Mephiſtopheles. Mein Freund, nun ſprichſt du wieder klug! Doch zu verjuͤngen, gibt’s auch ein natuͤrlich Mittel; Allein es ſteht in einem andern Buch, Und iſt ein wunderlich Capitel. Fauſt. Ich will es wiſſen. Mephiſtopheles. Gut! Ein Mittel, ohne Geld Und Arzt und Zauberey, zu haben: Begib dich gleich hinaus aufs Feld, Fang’ an zu hacken und zu graben, Erhalte dich und deinen Sinn In einem ganz beſchraͤnkten Kreiſe, Ernaͤhre dich mit ungemiſchter Speiſe, Leb’ mit dem Vieh als Vieh, und acht’ es nicht fuͤr Raub, Den Acker, den du aͤrndeſt, ſelbſt zu duͤngen; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#FAU"> <p><pb facs="#f0155" n="149"/> Wohl dreyßig Jahre mir vom Leibe?<lb/> Weh mir, wenn du nichts beſſers weißt!<lb/> Schon iſt die Hoffnung mir verſchwunden.<lb/> Hat die Natur und hat ein edler Geiſt<lb/> Nicht irgend einen Balſam ausgefunden?</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>Mein Freund, nun ſprichſt du wieder klug!<lb/> Doch zu verjuͤngen, gibt’s auch ein natuͤrlich Mittel;<lb/> Allein es ſteht in einem andern Buch,<lb/> Und iſt ein wunderlich Capitel.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich will es wiſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Gut! Ein Mittel, ohne Geld</hi><lb/> Und Arzt und Zauberey, zu haben:<lb/> Begib dich gleich hinaus aufs Feld,<lb/> Fang’ an zu hacken und zu graben,<lb/> Erhalte dich und deinen Sinn<lb/> In einem ganz beſchraͤnkten Kreiſe,<lb/> Ernaͤhre dich mit ungemiſchter Speiſe,<lb/> Leb’ mit dem Vieh als Vieh, und acht’ es nicht fuͤr Raub,<lb/> Den Acker, den du aͤrndeſt, ſelbſt zu duͤngen;<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [149/0155]
Wohl dreyßig Jahre mir vom Leibe?
Weh mir, wenn du nichts beſſers weißt!
Schon iſt die Hoffnung mir verſchwunden.
Hat die Natur und hat ein edler Geiſt
Nicht irgend einen Balſam ausgefunden?
Mephiſtopheles.
Mein Freund, nun ſprichſt du wieder klug!
Doch zu verjuͤngen, gibt’s auch ein natuͤrlich Mittel;
Allein es ſteht in einem andern Buch,
Und iſt ein wunderlich Capitel.
Fauſt.
Ich will es wiſſen.
Mephiſtopheles.
Gut! Ein Mittel, ohne Geld
Und Arzt und Zauberey, zu haben:
Begib dich gleich hinaus aufs Feld,
Fang’ an zu hacken und zu graben,
Erhalte dich und deinen Sinn
In einem ganz beſchraͤnkten Kreiſe,
Ernaͤhre dich mit ungemiſchter Speiſe,
Leb’ mit dem Vieh als Vieh, und acht’ es nicht fuͤr Raub,
Den Acker, den du aͤrndeſt, ſelbſt zu duͤngen;
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