Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Nicht lange brauch' ich zu beschwören, Schon raschelt eine hier und wird sogleich mich hören. Der Herr der Ratten und der Mäuse, Der Fliegen, Frösche, Wanzen, Läuse, Befiehlt dir dich hervor zu wagen Und diese Schwelle zu benagen, So wie er sie mit Oel betupft -- Da kommst du schon hervorgehupft! Nur frisch ans Werk! Die Spitze, die mich bannte, Sie sitzt ganz vornen an der Kante. Noch einen Biß, so ist's geschehn. -- Nun Fauste träume fort, bis wir uns wiedersehn. Faust erwachend. Bin ich denn abermals betrogen? Verschwindet so der geisterreiche Drang? Daß mir ein Traum den Teufel vorgelogen, Und daß ein Pudel mir entsprang.
Nicht lange brauch’ ich zu beſchwoͤren, Schon raſchelt eine hier und wird ſogleich mich hoͤren. Der Herr der Ratten und der Maͤuſe, Der Fliegen, Froͤſche, Wanzen, Laͤuſe, Befiehlt dir dich hervor zu wagen Und dieſe Schwelle zu benagen, So wie er ſie mit Oel betupft — Da kommſt du ſchon hervorgehupft! Nur friſch ans Werk! Die Spitze, die mich bannte, Sie ſitzt ganz vornen an der Kante. Noch einen Biß, ſo iſt’s geſchehn. — Nun Fauſte traͤume fort, bis wir uns wiederſehn. Fauſt erwachend. Bin ich denn abermals betrogen? Verſchwindet ſo der geiſterreiche Drang? Daß mir ein Traum den Teufel vorgelogen, Und daß ein Pudel mir entſprang. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MEP"> <p><pb facs="#f0102" n="96"/> Nicht lange brauch’ ich zu beſchwoͤren,<lb/> Schon raſchelt eine hier und wird ſogleich mich hoͤren.</p><lb/> <p>Der Herr der Ratten und der Maͤuſe,<lb/> Der Fliegen, Froͤſche, Wanzen, Laͤuſe,<lb/> Befiehlt dir dich hervor zu wagen<lb/> Und dieſe Schwelle zu benagen,<lb/> So wie er ſie mit Oel betupft —<lb/> Da kommſt du ſchon hervorgehupft!<lb/> Nur friſch ans Werk! Die Spitze, die mich bannte,<lb/> Sie ſitzt ganz vornen an der Kante.<lb/> Noch einen Biß, ſo iſt’s geſchehn. —<lb/> Nun Fauſte traͤume fort, bis wir uns wiederſehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker> <hi rendition="#g">Fauſt</hi> </speaker> <stage>erwachend.</stage><lb/> <p>Bin ich denn abermals betrogen?<lb/> Verſchwindet ſo der geiſterreiche Drang?<lb/> Daß mir ein Traum den Teufel vorgelogen,<lb/> Und daß ein Pudel mir entſprang.</p> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [96/0102]
Nicht lange brauch’ ich zu beſchwoͤren,
Schon raſchelt eine hier und wird ſogleich mich hoͤren.
Der Herr der Ratten und der Maͤuſe,
Der Fliegen, Froͤſche, Wanzen, Laͤuſe,
Befiehlt dir dich hervor zu wagen
Und dieſe Schwelle zu benagen,
So wie er ſie mit Oel betupft —
Da kommſt du ſchon hervorgehupft!
Nur friſch ans Werk! Die Spitze, die mich bannte,
Sie ſitzt ganz vornen an der Kante.
Noch einen Biß, ſo iſt’s geſchehn. —
Nun Fauſte traͤume fort, bis wir uns wiederſehn.
Fauſt erwachend.
Bin ich denn abermals betrogen?
Verſchwindet ſo der geiſterreiche Drang?
Daß mir ein Traum den Teufel vorgelogen,
Und daß ein Pudel mir entſprang.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/102>, abgerufen am 22.07.2024. |